Langenfeld Totgeborene haben Recht auf Bestattung

Langenfeld · Am 5. Oktober richten Ärzte und Pfarrer auf dem katholischen Friedhof Auf dem Sändchen eine Trauerfeier aus.

 Seelsorger Robert Eiteneuer, Chefarzt Dr. Detlef Katzwinkel und Pfarrerin Angela Schiller-Meyer (v. li.). laden für den 5. Oktober ein.

Seelsorger Robert Eiteneuer, Chefarzt Dr. Detlef Katzwinkel und Pfarrerin Angela Schiller-Meyer (v. li.). laden für den 5. Oktober ein.

Foto: RALPH MATZERATH

Frauen, die heute ihr erstes Kind erwarten, sind im Durchschnitt weit über 30 Jahre alt und haben den Zeitpunkt für den Nachwuchs oftmals genau geplant - umso erschütternder ist es für sie dann, wenn sie eine Fehlgeburt erleiden oder ihr Baby tot auf die Welt kommt. So wie das Kind von Heike Fischer. Die 49-Jährige verlor ihr Kind in der 13. Schwangerschaftswoche. Das war 2008. Sie wusste genau: "Ich will mein Kind sehen, Abschied nehmen und es bestatten." Dr. Detlev Katzwinkel, Chefarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am Langenfelder St. Martinus Krankenhaus, weiß, wie tröstlich es für die meisten dieser Frauen ist, dass sie ihr Kind auf dem katholischen Friedhof St. Josef oder in Solingen beisetzen können. Dort ist auch Heike Fischers Kind begraben. Zweimal im Jahr organisiert ein Arbeitskreis, der sich unter anderem aus Ärzten und Pfarrern zusammensetzt, eine Trauerfeier. Der nächste Termin in der Kapelle Auf dem Sändchen ist am 5. Oktober um 15.30 Uhr.

Im Richrather Krankenhaus kommen jährlich 250 Kinder unter 500 Gramm tot auf die Welt. Dem stehen rund 600 Geburten gegenüber. "Fehlgeburten sind nichts Seltenes", macht Dr. Katzwinkel deutlich. Die Gründe dafür sind vielfältig und es trifft alle Altersgruppen. In der Öffentlichkeit wurden die frühen Abgänge noch bis vor einigen Jahren tabuisiert. "Ab der siebten Woche sieht man die Arm- und Beinknospen - das ist dann kein Zellklumpen mehr." Deshalb fand der Arzt und gläubige Christ es wichtig, dass es in Langenfeld eine Gedenkstätte für diese "Sternenkinder" gibt: "Gott vergisst kein Kind." Durch die Bemühungen des Mediziners, der gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses sowie der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde entstand 2011 schließlich eine Gedenkstätte auf dem katholischen Friedhof. Die erste Bestattung gab es dort im Oktober des selben Jahres.

Dass die Beisetzung von Sternenkindern seit 2013 auf einer gesetzlichen Grundlage steht, sieht Katzwinkel als Anerkennung. Für die Frauen mache es keinen Unterschied, ob sie ihr Baby bereits ganz früh verlieren oder zu einem späteren Zeitpunkt. "Jedes Kind, dass im Mutterleib war, hat ein Recht auf eine Bestattung".

Pfarrer Robert Eiteneuer arbeitet als Seelsorger in der Langenfelder Klinik und bekommt in Gesprächen mit betroffenen Frauen immer wieder die Frage gestellt: "Warum stirbt mein Kind? Wieso kann Gott das zulassen?" Gerade beim ersten Baby, das sich die Frauen oft sehnlichst wünschen, sei die Situation für sie sehr schlimm. Seine Kollegin Angela Schiller-Meyer ergänzt: "Viele glauben, heutzutage sei alles machbar und planbar. Wenn ich mich nur genug anstrenge, ist alles möglich."

Wenn Familien dann erlebten, wie ihre Vorstellung durchkreuzt werde, und dass Leben "unverfügbar", Kinder "Geschenke Gottes" seien, dann breche erst einmal eine Welt zusammen. Dabei könnten alle, die Fehlgeburten haben, weiterhin mit erfolgreichen Schwangerschaften rechnen, macht Dr. Detlev Katzwinkel Mut. Gerade in den ersten drei Monaten danach sei die Gebärmutter locker, die Chance, wieder schwanger zu werden, steige.

Damit die betroffenen Eltern - vor allem die Mütter - nach dem Verlust ihres Kindes nicht alleine dastehen, sind auch die Hebammen und Schwestern in seiner Abteilung eingebunden. Sie informieren über Bestattungsmöglichkeiten und die Termine der Abschiedsfeiern. Auch Heike Fischer, die Mutter einer elfjährigen Tochter ist, hat Abschied genommen. Das Grab ihres toten Babys besucht sie regelmäßig.

(pc)
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