Langenfeld/Monheim Trend geht zu Urnen und Baumgräbern

Langenfeld/Monheim · Wandel auf den Friedhöfen: Immer mehr Hinterbliebene äußern den Wunsch nach möglichst pflegefreien Grabstätten.

 Die Nachfrage nach Baumgräbern auf dem Langenfelder Waldfriedhof sei groß, sagt Peter Petersen.

Die Nachfrage nach Baumgräbern auf dem Langenfelder Waldfriedhof sei groß, sagt Peter Petersen.

Foto: RALPH MATZERATH

In der Bestattungsbranche kennt sich Peter Kreuer bestens aus. In der zwölften Generation ist die Familie in dem sensiblen Geschäftsbereich tätig. Früher, sagt er, sei es im Grunde völlig klar gewesen, wie eine Bestattung auszusehen habe. Sarg und ein klassisches Grab mit Stein und Bepflanzung sowie Platz für Blumen. "Das hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert. Die Urne hat den Sarg längst abgelöst."

Die Kolumbarien in Monheim müssen daher stetig erweitert werden. Auf dem Friedhof am Wald gibt es nach der jüngsten Erweiterung 1340 Fächer für Beisetzungen, davon sind 720 belegt. Hinzu kommen etwa 1400 Urnenwahlgräber "Wir haben zur Zeit etwa 70 Prozent Urnenbestattungen", sagt Andreas Apsel, städtischer Bau-Bereichsleiter. "Der Trend geht seit Jahren klar erkennbar zur Beisetzung im Kolumbarium oder anonymen Urnen."

Nicht so pflegeintensiv und mittelfristig auch finanziell günstiger - für Kreuer liegen die Vorteile der Urnengräber auf der Hand. "Hinzu kommt, dass Angehörige nicht mehr unbedingt im selben Ort leben wie der oder die Verstorbene." Die Aschenbehälter seien daher in vielerlei Hinsicht praktischer.

Auch andere Formen der Beerdigungen sind zunehmend gefragt. Auf dem Langenfelder Waldfriedhof gibt es seit Anfang 2013 Baumgräber. Unter sieben eigens für diesen Zweck gepflanzten Hainbuchen wird die Asche der Toten in einer kompostierbaren Kapsel ohne Schmuck- oder Überurne beigesetzt. Namen und Lebensdaten werden - wenn gewünscht - auf einer Platte verewigt, die bündig in den mit Gras bewachsenen Boden eingelassen ist. 1245 Euro beträgt die Gebühr für 25 Jahre. Laut Peter Petersen aus dem Referat für städtische Liegenschaften sind die Baumbestattungen gefragt. Acht Gräber sind pro Baum möglich - also insgesamt 54. "Die Zahlen gehen ganz klar nach oben. Wir überlegen bereits, weitere Bäume zu pflanzen." Noch gebe es zwar freie Stellen, aber es sei absehbar, dass die Nachfrage steige. "Die Entwicklung geht hin zu kleinen, pflegeleichten und günstigen Gräbern", so Petersen.

Zudem ist das Kolumbarium des Waldfriedhofs gerade um zwei weitere Wände mit knapp 50 neuen Plätzen erweitert worden. Von 151 Beisetzungen im letzten Jahr seien 91 in einer Urne geschehen. Insgesamt habe der Waldfriedhof weit mehr als 3000 Grabstätten. "Der Zuwachs von anonymen Reihengragstätten zeigt auch, wie sich die Mobilität der Gesellschaft und berufsbedingte Wohnortwechsel auf die Bestattungskultur auswirken." Dass die mehr als 200 unter dem Rasen anonym bestatteten Menschen keineswegs vergessen seien, beweise der viele Grabschmuck an der gemeinsamen Ablegestelle.

"Angehörige und Freunde wollen einen bestimmten Ort zum Trauern haben, den sie auch aufsuchen können", ist sich Kreuer sicher. Kommen bei ihm Anfragen nach Baumbestattungen, weicht er meist nach Hilden aus. Der Südfriedhof biete ein schönes Feld mit vielen Buchen. "Wie der Kunde es haben will, so wird es auch gemacht", sagt er. In Monheim wird es laut Apsel auf absehbare Zeit keine Baumgräber geben. "Wir haben das geprüft aber aufgrund der räumlichen Umstände vor Ort verworfen."

(RP)
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