Langenfeld Umstrittene Siedlung wird noch größer

Langenfeld · Das an den Locher Wiesen geplante Wohngebiet soll um eine bislang als Friedhofserweiterung gedachte Fläche wachsen. Eine Bürgerinitiative ist dagegen.

Das von der Bürgerinitiative (BI) "Erhalt der Locher Wiesen" angefeindete Baugebiet wird eine Nummer größer ausfallen als bislang vorgesehen. Der neuen Reusrather Siedlung soll ein Grundstück der katholischen Gemeinde zugeschlagen werden, das bislang als mögliche Erweiterungfläche für den Friedhof freigehalten ist. Bis zu 110 Familien, Paare oder Alleinwohnende sollen nach Angaben des städtischen Planers Stephan Anhalt nunmehr beiderseits des Locher Wegs ein neues Zuhause finden. Vor der Sitzung des Planungsausschusse am Donnerstag (18 Uhr, Ratssaal 187) wies Anhalt im Gespräch mit der RP Einwände von BI-Sprecher Andreas Menzel zurück, der solch einen Zuwachs an Wohnraum in Reusrath für überflüssig hält und wegen des feuchten Untergrunds mit Überflutungsrisiken argumentiert.

"Langenfeld benötigt sehr wohl neue Wohnbaugebiete", sagt Anhalt. Um einen mit der Volksalterung einhergehenden Rückgang der Einwohnerzahl zu vermeiden, müsse der Zuzug junger Familien in bezahlbare Eigenheime gefördert werden. "Nach unseren Berechnungen müssen unterm Strich jährlich 200 Personen aus anderen Städten zuziehen, um in Langenfeld eine Einwohnerzahl von 59 000 zu halten." Dass die NRW-Landesstatistiker nach den Zählergebnissen von 2011 gerade diesen Wert von 59 248 auf 56 829 nach unten korrigiert hat, ändert nach Anhalts Ansicht daran nichts. "Deswegen stehen bei uns ja nicht plötzlich Häuser und Wohnungen von 2500 Menschen leer und zur weiteren Verfügung bereit." Im Gegenteil: Die Nachfrage am Wohnungsmarkt, der demnächst in einem Auftragsgutachten genauer beleuchtet werden soll, sei ungebrochen. "Das zeigt sich nicht nur an den kürzlich ebenfalls am Locher Weg ein Stück weiter stadteinwärts errichteten Häusern."

Die Notwendigkeit, gerade auch in Reusrath weiteren Wohnraum zu schaffen, bekräftigte für die CDU-Mehrheitsfraktion Ratsherr und Vizebürgermeister Dieter Braschoss. Der Reusrather hält die von CDU und FDP vor einem Jahr grundsätzlich abgesegnete Siedlung an den Locher Wiesen auch und gerade mit dem Zuwachs um das Grundstück am Friedhof für sinnvoll. "Einerseits wollen wir, dass junge Familien in Reusrath bauen können. Andererseits ist es uns aber auch wichtig, dass ältere Menschen im Ortsteil bleiben können. Deswegen sollen dort neben Eigenheimen ja auch einige Häuser mit seniorengerechten Wohnungen gebaut werden."

"Wir sind keine Bauverhinderer", merkte für die BI deren Sprecher Andreas Menzel an. "Aber wir wollen uns auch nicht seitens der Stadtverwaltung mit Beschwichtigungen abspeisen lassen." Der 45-jährige Kaufmann erinnerte an eine Unterschriftensammlung nach Bekanntwerden des Bauvorhabens, bei dem innerhalb weniger Tage etwa 500 Menschen ihren Namenszug auf die Listen gesetzt hatten. Als Teilerfolg betrachtet Menzel den Umstand, dass nach der angestoßenen Diskussion ein Teil der Locher Wiesen als Biotop von einer Bebauung ausgespart bleiben wird. Doch bedauere er, dass im Langenfelder Rathaus weiter gehende Bedenken von Umweltschützern abgewiesen wurde.

So hatte für die BUND-Kreisgruppe Mettmann deren Vorsitzender Götz-Reinhardt Lederer die Feuchtwiesen als "Überschwemmungsfläche im Sinne der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie" bezeichnet. Dem widerspricht der Langenfelder Planungsreferatsleiter Anhalt. "Der durch das Gelände verlaufende Reusrather Bach gehört nicht zu den Gewässern, für die nach der Einstufung der Bezirksregierung Hochwasserrisiken bestehen." Die von Menzel in Bildern und auf You Tube im Internet belegten Überschwemmungen nach Starkregen liegen laut Anhalt nicht am steigenden Pegel des Bachs, sondern am wasserundurchlässigen Boden. Deshalb sei zwischen Bach und Opladener Straße ein Regenrückhalte- und Versickerungsbecken vorgesehen.

Nach einem Treffen mit Menzel gab Braschoss dessen Vorschlag ans Rathaus weiter, diese Versickerungsanlage direkt neben das geschützte Biotop zu setzen, so dass eine größere Grünfläche erhalten bliebe. Anhalt: "Wir prüfen das!"

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