Monheim Unterführung bleibt ein Angstraum

Monheim · Die Röhre am Berliner Ring wird abends gemieden. Soll sich die Situation gravierend ändern, ist die Politik gefragt.

 Der interkulturelle Verein "Wir in Monheim" nutzt den ehemaligen Kiosk in der Unterführung zwischen Stadtmitte und Berliner Viertel für Veranstaltungen.

Der interkulturelle Verein "Wir in Monheim" nutzt den ehemaligen Kiosk in der Unterführung zwischen Stadtmitte und Berliner Viertel für Veranstaltungen.

Foto: Matzerath

Christa Drossel nutzt die Unterführung am Berliner Ring gar nicht - auch tagsüber steigt die 79-Jährige lieber die Treppen zur Straße hoch, als durch den Tunnel zu gehen. Martina Schmitz (55) findet es besonders im dunklen Herbst und Winter "kriminell, da drunter her zu gehen". Eva Janzen hingegen würde es schon reichen, wenn die Röhre etwas heller ausgeleuchtet wäre. Die 57-Jährige passiert die Strecke täglich, wenn sie einkaufen geht.

Der subjektive "Angstraum" ist für viele Bürger erhalten geblieben, obwohl das Land NRW und die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) vor fast zehn Jahren 200 000 Euro für einen jederzeit demontierbaren Kiosk ausgegeben haben, der bis in die Abendstunden geöffnet bleiben sollte. Das sollte besonders den Frauen mehr Sicherheit vermitteln. Doch das Konzept ging nicht auf, inzwischen nutzt der interkulturelle Verein "Wir in Monheim" die Räumlichkeiten sporadisch für Angebote - aber eben nicht in den späteren Abendstunden.

Deshalb wünscht sich auch der Monheimer Richard Wuscher zum 10. Jahrestag des Kiosks eine Veränderung: "Die Bude soll raus. Da sind doch meistens die Rolladen runter. Die Unterführung muss komplett anders beleuchtet werden." Die Stadt habe momentan genug Geld. Gerade werde der Bypass Heinestraße gebaut, in einem Zug könne doch auch die Unterführung gleich mit renoviert werden, findet er.

Andreas Apsel, Fachbereichsleiter Bauwesen, hat die Situation an der Unterführung im Blick. "Sie wird sicher angepackt." Derzeit habe man zwar einige Ideen - gerade was die Beleuchtung betreffe - aber keine freien Kapazitäten, um die Sache anzugehen. Bis zum Jahr 2020 wolle die Stadt über 100 Projekte, die zusammen weit über 60 Millionen Euro kosten, stemmen. Zumindestens die Lichtsituation im 15 Meter langen und gerade verlaufenden Tunnel wolle man in dieser Zeit angehen. Alles andere sei eine politische Entscheidung, sagt der Fachbereichsleiter. Verquicken ließen sich die Arbeiten am Bypass und in der Unterführung jedoch nicht. "Straßenbau und Beleuchtung werden aus zwei verschiedenen Geldtöpfen bezahlt."

Am 2. März 2006 wurde an der Unterführung ein sogenannter Anti-Angstraum-Kiosk eingerichtet, deren Pächter auch eine soziale Kontrollfunktion haben sollten. Doch weil Elisabeth und Achim Metzdorf aufgrund der städtischen Vorgaben dort weder Alkohol noch Tabak verkaufen durften, gaben sie schon nach einem Jahr wieder auf. Das Geschäft lohnte sich für sie nicht. Auch die weiteren Nutzer blieben nur kurze Zeit. Als Nachmieter zog das Eiscafé Dolomiti bis Dezember 2009 mit einer Filiale ein. Dann stand der Kiosk ein Jahr lang leer, bis der Düsseldorfer Künstler Heinrich Hinrichs dort ein Atelier einrichtete. Doch im April 2011 war wieder Schluss, eine weitere Leerstandsphase folgte, und seit 2012 nutzt nun "Wir in Monheim" den Kiosk, berichtet Stadtarchivar Michael Hohmeier.

(pc)
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