Monheim US-Gitarrist plaudert aus der Musikgeschichte

Langenfeld · Mit 14 Jahren entdeckte Spencer Bohren seine Liebe für die Musik. In einem leicht muffigen Plattenladen kaufte er sich für fünf Cent "Down The Dirt Road Blues" von Charley Patton. Das Lied erschien in den späten 1920er Jahren auf Vinyl und gilt heute als wegweisend für die US-amerikanische Musikgeschichte.

 Spencer Bohren unternahm mit den Lise-Meitner-Realschülern aus Monheim eine "Zeitreise durch Nordamerika" – mit Live-Musik und Theater.

Spencer Bohren unternahm mit den Lise-Meitner-Realschülern aus Monheim eine "Zeitreise durch Nordamerika" – mit Live-Musik und Theater.

Foto: MATZERATH

Mit 14 Jahren entdeckte Spencer Bohren seine Liebe für die Musik. In einem leicht muffigen Plattenladen kaufte er sich für fünf Cent "Down The Dirt Road Blues" von Charley Patton. Das Lied erschien in den späten 1920er Jahren auf Vinyl und gilt heute als wegweisend für die US-amerikanische Musikgeschichte.

"Dieses Stück hat sehr viele Genres beeinflusst", meint der heute 63-Jährige. "Für mich war es eine Offenbarung." Wohl deshalb ist es ein zentrales Element seines szenischen Musiktheaters, mit dem der Gitarrist aus New Orleans gestern rund 120 Jugendlichen der Lise-Meitner-Realschule im großen Saal der VHS die Klänge seines Heimatlandes näherbrachte.

Gesprochen wurde bei dem Konzert-Workshop Englisch. Probleme bei der Verständigung gab es trotzdem nicht. "Amerikanische Musik ist international", meint Bohren. "Es gibt wohl kaum einen Winkel der Erde, in dem zum Beispiel Elvis Presley, Bob Dylan oder die Rolling Stones unbekannt sind." Zudem sei unbestritten, dass viele Künstler aus Übersee die Popmusik der vergangenen Jahrzehnte weltweit geprägt hätten. "Ich finde es wichtig, dass junge Menschen diese Entwicklung kennen", sagt der Musiker.

Seine Aufführung ist eine Mischung aus Erzählung, Konzert, Vorlesung und persönlichem Tagebuch. Bohren erzählt, wie er als Jugendlicher den Blues für sich entdeckte, welchen Einfluss afroamerikanische Musiker hatten und wie das Lebensgefühl in den jeweiligen Epochen war. Hank Williams, Muddy Waters, Chuck Berry und andere Größen der akustischen und elektrischen Gitarrenmusik spielen dabei eine Rolle — ebenso wie die historischen Zusammenhänge. Dafür hat der Amerikaner ein ganzes Arsenal an Saiteninstrumenten im Gepäck. Mit dem Banjo erklärt er die Country- und Folkmusic in den Südstaaten der USA. Zur E-Gitarre greift er, wenn er den Stil von Jimmy Hendrix erklärt. Auch Gospel, Rock 'n' Roll und Rythm' and Blues werden fachkundig erklärt und mit Beispielen hörbar gemacht. Bei den Schülern kommt der ungewohnte Musikunterricht gut an. Lautstark fordern sie mehrere Zugaben — und der Sänger, Gitarrist und Liedermacher kommt dem gerne nach.

"Ich habe vor vielen Jahren mit dem Programm angefangen, weil ich denke, dass viele amerikanische Schüler nicht die Wurzeln ihrer eigenen Kultur kennen", sagt Bohren, der bei dem Solinger Plattenlabel "Valve" unter Vertrag ist. Derzeit laufen die Arbeiten an seinem zehnten Studioalbum. Produziert wird das Werk von Reinhard Finke. "Die amerikanische Musikgeschichte ist zwar im Vergleich zu der europäischen noch relativ kurz, aber dafür umso einflussreicher", meint der 47-Jährige. Dabei gebe es kein "entweder oder", wie Finke betont. "Die USA sind ein Einwanderungsland. Die Europäer haben ihre Stile, Rhythmen und Lieder mitgebracht. Das gilt natürlich auch für die afrikanischen Sklaven, die damals in Ketten nach Amerika kamen." Daraus habe sich eine "unglaublich spannende Mischung" ergeben, die bis heute die Klangwelt der Vereinigten Staaten prägen. dora

(dora)
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