Monheim Verkohlter Hausrat stapelt sich im 7. Stock

Monheim · Acht Wochen nach dem Feuer in einem Monheimer Hochhaus ist das ausgebrannte Dachgeschoss noch immer voll von verkohlten Möbeln und Haushaltsgeräten. Mieter, die darunter wohnen, beklagen sich über den Gestank von dort.

Hochhausbrand in Monheim
8 Bilder

Hochhausbrand in Monheim

8 Bilder

Am Fuße der Treppe zum sechsten Stock ist provisorisch eine verzinkte Metalltür zwischen Bauholz-Pfosten montiert. Hier, in dem Hochhaus Lichtenberger Straße 48 im Berliner Viertel, stürmten am Pfingstsamstag Feuerwehrleute hoch, um zu löschen und zu retten. Fast acht Wochen später sind die beiden obersten Etagen des achtgeschossigen Hauses noch immer unbewohnbar. Und durch den Bau mit seinen 31 Wohnungen zieht regelmäßig ein Geruch von Ruß und Verbranntem, mal weniger stark, mal richtig fies.

Das ist auch kein Wunder, wie ein Blick in die Wohnungen oberhalb der Metalltür nahelegt. Denn die Tür ist an diesem Abend (zufällig?) offen. In der sechsten Etage gähnen leere Räume, baumeln verstaubte Lampen von der Decke, schaut ein mundloses Schleifenkätzchen von einer "Hello Kitty"-Tapete. Hier floss damals, am 7. Juni, das Löschwasser die Wände herab.

Das siebte und oberste Stockwerk gleicht einer Rußhölle: Alles ist schwarz - verkohlt oder nahezu komplett verbrannt, auf dem Boden flächendeckend Reste von Stühlen, Töpfen, Büchern und weiterem Hausrat, in einer Küche (Bad?) vom Feuer vernichtete Wasch- und andere Maschinen. Die leeren Fensterhöhlen notdürftig mit Plastikplanen verklebt, von denen sich eine gelöst hat und im Wind flattert. Hier also weht der Rußgeruch her. So, als läge der Brand nicht knapp zwei Monate, sondern erst eine Woche zurück.

Gabelstaplerfahrer Siegfried Hermanns wohnt mit seiner vierköpfigen Familie und Chihuahua-Mischling "Samy" im fünften Stock, neben dem Aufzug. "Alle zwei Tage riecht es hier nach Brand. Manchmal ist der Gestank unerträglich", sagt der 42-Jährige am Wohnzimmertisch, während im Hintergrund der Fernseher läuft. "Weshalb liegt der ganze Schutt immer noch dort oben herum", fragt er. "Den hätte man doch schon längst wegräumen können." Und die Metalltür? "Normalerweise ist die abgeschlossen. Aber auch schon mal auf - Sie sehen's ja." Hermanns schüttelt den Kopf: "Wenn da Kinder hochgehen. Wir haben doch Ferien. Das kann schon gefährlich werden." Auch Michael Beyen aus dem dritten Stock liegt der Rußgeruch regelmäßig in der Nase. "Aber nicht so stark wie im Fünften. Trotzdem: Gesundheitsfördernd ist das sicher nicht. Und es passiert nichts. Die haben uns hier im Stich gelassen."

Gemeint ist die Gagfah, das Immobilienunternehmen, das die Wohnungen vermietet. "In den beiden obersten Etagen sind die Handwerker zugange", sagt Gagfah-Pressesprecherin Bettina Benner - und nimmt mit Überraschung zur Kenntnis, dass die "Sicherungstür" mindestens am Dienstagabend offenstand, ohne dass jemand in den Schadenswohnungen anwesend war. "Wir werden sicherstellen, dass dies nicht mehr vorkommt", sagt Benner. Und der verbrannte Hausrat im Dachgeschoss? "Hier konnten wir aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht sofort tätig werden. Aber natürlich wird auch die ausgebrannte Wohnung baldmöglichst leergeräumt." Wann die beiden Stockwerke bezugsfertig sind, könne indes noch nicht zuverlässig gesagt werden. Zu dem Feuer in einer der Dachgeschosswohnungen am Samstagvormittag vor Pfingsten war es nach Polizeiermittlungen wegen eines Defekts in einer Badezimmerlampe gekommen. Für die 92 Bewohner des Hauses verlief der Brand noch glimpflich: Nur drei wurden wegen Verdachts auf Rauchgasvergiftung im Krankenhaus behandelt. Eine Feuerwehrfrau zog sich Verbrennungen zu, einer ihrer Kollegen erlitt einen Kreislaufkollaps. Allerdings galt das Gebäude vorübergehend als einsturzgefährdet und unbewohnbar. Deshalb wurden die Bewohner für eine knappe Woche in Hotels untergebracht, sofern sie nicht bei Verwandten oder Bekannten unterkamen. Dann konnten die meisten Bewohner des 31-Parteien-Hauses wieder in ihre Wohnungen zurück. Von den acht Mietparteien in den noch nicht bewohnbaren Etagen 6 und 7 hat laut Gagfah-Sprecherin Benner die Mehrheit inzwischen eine Ersatzwohnung bezogen, die restlichen zwei werden zum 1. August ihre Hotelzimmer verlassen können.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort