Monheim VHS-Satzung: Kierdorf fühlt sich bestätigt

Monheim · Der Ex-Leiter hatte - entgegen der damaligen Gebührenordnung - die Entgelte für Kurse nicht erhöht, wenn die Teilnehmerzahlen geringer waren als geplant. Aktuell finden viele Sprachkurse nicht statt.

 Wilfried Kierdorf lietet die Volkshochschule seit 2003. Er ist seit Anfang Juni 20116 vom Dienst freigestellt, weil Bürgermeister glaubt Gründe zu haben, ihm kündigen zu können.

Wilfried Kierdorf lietet die Volkshochschule seit 2003. Er ist seit Anfang Juni 20116 vom Dienst freigestellt, weil Bürgermeister glaubt Gründe zu haben, ihm kündigen zu können.

Foto: Matzerath

Vor gut einem Jahr hat Bürgermeister Daniel Zimmermann gegen den damaligen Leiter der Volkshochschule, Wilfried Kierdorf, eine außerordentliche Kündigung ausgesprochen. Der Personalrat verweigerte die Zustimmung, weil Kierdorf zum 1. Juli 2016 in ebendieses Gremium gewählt worden war. Ebenso lang ist nun die Klage des Bürgermeisters vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf anhängig, mit der er hofft, die außerordentliche Kündigung durchsetzen zu können. "Die Verhandlung wird wahrscheinlich im Herbst stattfinden", mutmaßt Wilfried Kierdorf. Der ehemalige VHS-Leiter ist zwar vom Dienst freigestellt, dennoch hält er sich fast täglich im Rathaus auf, um dort seiner Tätigkeit im Personalrat nachzugehen.

Inzwischen habe Bürgermeister Zimmermann sogar zum zweiten Mal die außerordentliche Kündigung ausgesprochen, so Kierdorf. "Die erste bezog sich auf irgendwelche Äußerungen, die ich getan haben soll. Wegen Formfehlern hätte man die erste Kündigung aber beanstanden können. Um sicherzugehen, hat Zimmermann eine zweite nachgeschoben." Diese steht in Zusammenhang mit dem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes über die damalige Abrechnungspraxis in der Volkshochschule. "Der Vorwurf lautet, ich hätte die Stadt um Einnahmen gebracht, indem ich die Teilnehmerbeiträge zu günstig angesetzt habe", sagt Kierdorf. Er habe die Entgelte für einzelne Kurse nicht in dem Maße erhöht, wie es wegen der geringen Teilnehmerzahl hätte geschehen müssen. "Nur so konnten die Kurse stattfinden. Die Erfahrung ist doch, dass die Teilnehmer bei höheren Entgelten verzichtet hätten", sagt er. Diese Praxis jedem einzelnen VHS-Mitarbeiter konkret nachzuweisen, sei aber schwierig, deshalb liege das Verfahren derzeit auf Eis. Die Verwaltung will sich zu dem schwebenden Personalverfahren nicht äußern, teilt Sprecher Thomas Spekowius mit.

Kurz vor den Sommerferien hatte der Rat aber eine Satzungsänderung beschlossen, nachdem die Fachbereichsstatistik für das Sommersemester 2017 eine hohe Ausfallquote gerade in den Sprachkursen offenbart hatte. Danach fielen dort 41 Prozent der geplanten Unterrichtseinheiten aus. "Die Leute waren nicht bereit, das erhöhte Entgelt zu zahlen", so Kierdorf und fühlt sich damit bestätigt. "Die Begründung für die Satzungsänderung liest sich, als wäre sie aus meiner Rechtfertigung abgeschrieben." Die alte Ordnung sei nicht handhabbar gewesen mit ihren 36 verschiedenen Entgeltversionen.

Kierdorf, der seit 2003 die Geschicke der VHS leitete, sieht aber die inhaltliche Ausgestaltung der Bildungseinrichtung kritisch. Er bezweifelt, dass es dem Image der Volkshochschule guttut, sie so stark auf die Fortbildungsbedürfnisse der Flüchtlinge auszurichten. "Diese sind wie schon die Boatpeople, die Flüchtlinge vom Balkan und die Russlanddeutschen, ein nur vorübergehendes Phänomen." Er räumt aber ein, dass dies einen allgemeinen Trend in der Volkshochschullandschaft widerspiegele, und bedauert, dass diese wichtige Anlaufstelle für ältere Menschen inzwischen sehr einseitig auf einen kleinen Personenkreis ausgerichtet sei.

Als "bitter" empfindet er natürlich seine persönliche Situation: Nach 34 Jahren, darunter etliche, in denen man auch unter sehr schwierigen finanziellen Bedingungen gute Arbeit geleistet habe, werde er "vom Hof gejagt".

(RP)
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