Interview: Tino Bullmann "Wasserbüffel sind äußerst genügsam"

Langenfeld · Die Stadt Monheim will in der Rheinaue Büffel für die Landschaftspflege einsetzen. Milch und Fleisch sind sehr wertvoll.

Monheim Die Stadt Monheim plant, das Deichvorland ökologisch und touristisch aufzuwerten. Studenten der Hochschule Ostwestfalen Lippe hatten unter anderem die Idee, in den Rheinauen Wasserbüffel zu halten, die den Bewuchs im Uferbereich kleinhalten sollen. Viel Erfahrung mit der Haltung von Wasserbüffeln hat der Bio-Landwirt Tino Bullmann, der seit 2003 auf dem Biohof Eilte im niedersächsischen Leine-Aller-Tal Wasserbüffel züchtet, deren Milch in der hauseigenen Käserei verarbeitet wird.

Was unterscheidet Wasserbüffel charakterlich von unseren Hausrindern?

Bullmann Unsere Schwarzbunten sind ja eher unauffällig und zurückhaltend. Die Wasserbüffel sind in vielen Punkten anders: Sie sind selbstbewusster, neugierig und sehr eigensinnig. Wenn man beispielsweise Büffel in den Anhänger drängen will, dann gehen sie eher rückwärts. Sie sind sehr sensibel. Dann hilft nur gutes Zureden, Kraulen und Zückerchen. Wenn sich Tiere leicht dirigieren lassen, ist es natürlich einfacher, und es kann schon nervig sein, wenn man immer baggern muss, damit es irgendwie läuft.

Warum haben die Büffel eine besondere Beziehung zum Wasser?

Bullmann Die Büffel haben weniger Schweißdrüsen als unsere Hausrinder, deshalb sind sie auf das Wasser angewiesen, um sich abzukühlen. Sie sind ursprünglich auch in Deutschland heimisch gewesen, aber dann haben sie sich irgendwann in den asiatischen Raum zurückgezogen.

Könnte die Nähe zu einem Gewässer mit einer derart starken Strömung wie dem Rhein eventuell verhängnisvoll sein?

Bullmann: Ohne einen Zaun schwimmen die Tiere einfach davon. Das kann man nur verhindern, indem man das Gewässer einzäunt, das ist aber nicht erlaubt. Man kann ja ohnehin einen schiffbaren Wasserweg wie den Rhein nicht einfach einzäunen. Aber eine Auenlandschaft mit Wasserlöchern würde ja auch reichen. Die Büffel werden inzwischen bundesweit in der Landschaftspflege eingesetzt. Zum einen reduzieren sie auf Flächen in Feuchtgebieten unerwünschten Bewuchs. Wasserbüffel brauchen kein anspruchsvolles Futter und vertragen auch sehr strukturreiche Kost, die andere Rassen meiden. Zum anderen suhlen sie sich in den Wasserlöchern und verhindern dadurch deren Verlandung, so dass sich auch zum Beispiel Amphibien wieder ansiedeln können. Die Büffel boomen, wir haben viele Anfragen zu Tierverkäufen.

Sie halten die Büffel von April bis November auf der Weide, reicht ihnen das Gras oder müssen Sie zufüttern?

Bullmann Die Wasserbüffel fressen während der Vegetationsperiode nur Weidefutter. Erst wenn es wetterbedingt nicht mehr wächst, füttern wir Silage zu. Ansonsten lassen wir sie so lange draußen, wie es geht. Sie werden auch - anders als die Milchkühe - draußen gemolken. Erst wenn dann die Milchpumpe droht einzufrieren, holen wir sie in den Stall. Die Tiere, die nicht gemolken werden, können selbst bei Minustemperaturen problemlos auf der Weide bleiben. Dann brauchen sie auch allerdings immer frisches und trockenes Stroh als Unterlage. Sie sind sehr robust, und einen Tierarzt haben wir ihretwegen nur sehr selten rufen müssen.

Sie verwerten ja vor allem die Milch Ihrer Büffel, um Käse zu produzieren. Welchen Stellenwert hat denn Büffelfleisch in der Gastronomie?

Bullmann Da unser Hauptaugenmerk ja die Büffelmilch ist, behalten wir die weiblichen Tiere natürlich, damit sie später einmal gemolken werden können. Die männlichen Tiere bieten wir je nach Abstammung als Zuchtbullen zum Verkauf an. Die anderen laufen erst einmal in der Herde mit, bis sie mit zwei bis zweieinhalb Jahren schlachtreif sind. Das Fleisch der Büffel ist vorzüglich. Es ist cholesterinarm und nährstoffreich. Und es ist kurzfaserig, hat daher kürzere Garzeiten als Rindfleisch. Es schmeckt etwas kräftiger als Rind, hat eine leichte Wildnote. Es ist sehr gefragt, gerade in der Nobelgastronomie.

Wenn die Stadt Monheim Wasserbüffel zur Landschaftspflege einsetzen würde, wäre es dann sinnvoll, sich eher weibliche oder männliche Büffel zu halten?

Bullmann In der Regel hält man eine Herde von weiblichen Tieren und einen Zuchtbullen, sie sollen ja für Nachwuchs sorgen. Die weiblichen Kälber behält man, um - falls erwünscht - den Bestand aufzustocken. Männliche Kälber liefern in entsprechendem Alter hochwertiges Fleisch. Die Herdenführung gehört in die Hände eines Landwirts oder eines erfahrenen Naturschützers, der die Tiere betreut. Tiere und Weiden müssen alle ein bis zwei Tage kontrolliert werden.

DOROTHEE SCHMIDT-ELMENDORFF STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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