Langenfeld "Weinjunker" liebäugelt mit Talkrunde

Langenfeld · Julius von Bukowski hat die 80 erreicht. Doch der ehemalige Buchhändler hat auch im neunten Lebensjahrzehnt noch viel vor.

 Julius von Bukowski in der Schoppengasse, wo er jahrzehntelang seine Buchhandlung betrieb. Der Langenfelder ist ein Freund des Weins - ob perlend, schäumend oder still schimmernd.

Julius von Bukowski in der Schoppengasse, wo er jahrzehntelang seine Buchhandlung betrieb. Der Langenfelder ist ein Freund des Weins - ob perlend, schäumend oder still schimmernd.

Foto: Matzerath

Marktgraf, Weinjunker, oder kölscher Jung - Julius von Bukoswki hat viele Spitznamen. Am besten gefällt ihm wohl die Beschreibung "rheinische Frohnatur", denn so sieht er sich selbst. Jetzt feierte der ehemalige Buchhändler aus der Schoppengasse seinen 80. Geburtstag.

Das Urgestein wirkt immer noch ziemlich umtriebig. Vielleicht lasse er die "Langenfelder Gesprächsrunde" wieder aufleben, sagt er. Gemeint ist eine inzwischen fast schon legendäre Talk-Runde, für die er immer wieder große Namen in die Stadt locken konnte. Der inzwischen verstorbene Publizist Peter Scholl-Latour referierte einst über Russland, Literaturkritiker Helmut Karasek plauderte über die Vergänglichkeit der Jugend, und FDP-Politiker Rainer Brüderle widmete sich unter anderem dem Mittelstand. "Das war eigentlich eine gute Reihe", findet der gebürtige Kölner.

Möglich wurde die prominent besetzte Veranstaltung, die von 1987 bis 2008 lief, durch unzählige Kontakte in die Verlagsszene.

Julius von Bukowski wurde in Köln geboren und wuchs dort auch auf. Das Abitur blieb ihm verwehrt, weil das nötige Schulgeld irgendwann zu teuer für die Familie wurde. Sein Vater war bis Mitte der 1950er Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft. "Das war keine einfache Zeit", sagt von Bukowski.

Trotzdem macht er als junger Mann seinen Weg. Er wird Vertriebs- und Verkaufsleiter bei einem Verlag in Reutlingen, dann wechselt er nach einem Jahr zum Droste-Verlag nach Düsseldorf. Vorher lernt er noch seine Frau Christa kennen, die in Langenfeld aufwuchs. Die beiden heiraten und gründen eine Familie. Seine Arbeit führt ihn quer durch die westdeutsche Verlagsszene. Mit 49 beschließt er, eine Buchhandlung in der Schoppengasse zu eröffnen.

"Das war im Oktober 1983", erinnert er sich. "Viele der damals geladenen Gäste kenne ich auch heute noch." Geselligkeit und Lebensfreude sind die treibenden Kräfte, die ihn zwei Jahre später auf die Idee bringen, ein Weinfest in Langenfeld zu feiern. In diesem Jahr geht die Rebensaft-Party in die 30. Runde. Der bekennende Bacchus-Jünger pflegt zudem eine Weinpartnerschaft mit Lorch im Rheingau.

Auch sonst kennt sich Julius von Bukowski bestens in den deutschen Anbaugebieten aus. "Am liebsten trinke ich einen kräftigen Riesling", sagt der Kenner. "Ich kenne bundesweit inzwischen fast alle Winzer", behauptet er. Ein schöner Tropfen sei ihm immer wieder eine Reise wert - ebenso wie ein gutes Buch. Deswegen organisiert das Langenfelder Original auch den Büchertrödel für Antiquariate.

Gedrucktes, sagt er, sei ihm nach wie vor deutlich sympathischer, als E-Books oder Hörbücher. "Ein schönes Buch in der Hand macht viel mehr Spaß, als an irgendwelchen Geräten zu fummeln." Seinen runden Geburtstag feierte die Frohnatur auf dem Rhein - bei einer Schiffstour mit Familie und Freunden.

(dora)
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