Monheim Weißwurst-Jecken entdecken Monheim

Monheim · Ein Faschingsclub aus bayrisch Schwaben war bei der Prunksitzung der Gromoka zu Gast.

Rainischer Fasching und rheinischer Karneval. Wenn de jeck weeß, fängk et em Kopp aan. Egal, ob jenseits des Weißwurst-Äquators in Rain am Lech oder am Alt-Kölsch-Äquator in Monheim am Rhein: Einmal Jecke, immer Jecke. Und so sind die rainischen Jecken aus dem bayrischen Schwaben am Wochenende ins Rheinland gekommen, um zusammen mit ihren Monheimer Freunden die fünfte Jahreszeit zu feiern. Und zwar ganz entgegen dem Sessionsmotto der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka): "Zum Fastelovend in Monnem jütt et janz vill Wäje - jitz künne mer och per Scheff anläje!" Denn die Gäste kamen nicht über Lech, Donau und Main an den Rhein, sondern hauptsächlich über die A 3.

Das Beste am Karneval ist für Norbert Plewka, Ritter des Faschingsclubs Rain, "der Zusammenhalt im Verein, die Show und das gemeinsame Ausklingen nach getaner Arbeit bei Weißwurst und Bier." Die RP besuchte mit den lustigen Bayern-Schwaben die Gromoka-Prunksitzung im Festzelt an der Kapellenstraße. Hier eine weiß-blaue Bilanz des Ereignisses.

Die Grundlage Auf die Weißwurst müssen Plewka und seine Truppe bei der Gromoka-Sitzung in Monheim leider verzichten. Doch das Zuzelbrät fehlt ihnen gar nicht so sehr. Denn: "Ob eine Weißwurst oder zwei Schnitzel, das ist mir wurscht", sagt Plewka.

Das Bier Statt Weißwurst und Weißbier genießen die Bayern im Rheinland zum Schnitzel ein kühles Kölsch. Oder noch eins mehr. Und noch eins. "Zwei Schluck und dann ist es leer", beklagt Michael Weigl, Hofmarschall des Faschingsclubs, augenzwinkernd. Da braucht es lange, bis für die Freistaatler die Maß voll ist.

Die Musik Ist für Jecke genauso ein eigenes Genre wie der Karneval eine eigene Jahreszeit. Karneval ohne kölsche Klänge à la Bläck Fööss, Brings, Kasalla und Co. - geht das? "Ja schon", sagt Florian Riehl. Der Präsident des Faschingsclubs Rain am Lech feiert mit seinem Narrenvolk gerne zu Sommer- und Ballermannhits. "Auf der Fahrt hierher haben wir aber zur Einstimmung kölsche Karnevalsmusik gehört - und mit der Zeit auch verstanden." In Bayern und Schwaben würden kölschen Lieder nicht unbedingt Breitenwirkung entfalten, sagt Riehl: "Bei uns versteht man ja nicht einmal den Dialekt der Nachbardörfer."

Der Schlachtruf "Helau" oder "Alaaf" gibt es in Rain am Lech nicht. "Wir rufen ,Tilly Johoo!'", verrät der Jecken-Präsi. Für die Monheimer Freunde machen die Narren vom Lech aber gerne eine Ausnahme. "Helau!" Beim Einzug ins Gromoka-Festzelt mit Elferrat und Musikzug klappte das schon ganz gut. Einen Elferrat kennen die Rainer übrigens auch nicht. In ihrem Komitee sitzen gleich 30 Narren.

Der Straßenkarneval Altweiber? Feiern die Bayern-Schwaben auch - allerdings nicht unter diesem Namen. Bei ihnen gehen am "lumpigen Donnerstag" 10.000 Narren auf die Straße. Höhepunkt ist dann ein Umzug. Tilly Johoo!

Die Kostüme Ob in Lumpen, als Polizist oder Indianer - solche Verkleidung gibt es überall. In Dirndl und Lederhose sieht man die bayrischen Frohnaturen an Fasching allerdings nicht. "Das ist ja kein Kostüm für uns, sondern Tradition", erklärt Norbert Ritter. Rheinländer in Dirndl und Lederhose findet er "tierisch cool".

Fasching oder Oktoberfest? Das ist für die Freistaat-Schwaben keine Frage. Sie ziehen ihre närrische Uniform der Lederhose vor. "Einmal Fasching, immer Fasching!"

Und wie hat ihnen die Prunksitzung der Gromoka gefallen? Vor der Rückfahrt am Sonntagmorgen stimmten die Gäste beim Frühstück über die Glanzlichter ab. "Die Auswahl ist uns bei so vielen Highlights nicht leicht gefallen", gibt Florian Riehl zu. Die Wahl fiel schließlich auf die Showtanzgruppe "Rheinstürmer" und die kölschweit bekannten Büttenredner Volker Weininger und "dä Tupfes vom Land" Jörg Runge. "Aber der ganze Abend war super!", sagt der Präsident. Im nächsten Jahr soll die Freundschaft zwischen Rainern und Rheinländern vertieft werden. Dann fährt eine Delegation der Gromoka zu den Jecken ins Weißwurstland.

(RP)
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