Langenfeld Wie Bundestagskandidaten Schüler umwerben

Langenfeld · Die Bettine-von-Arnim-Gesamtschule hatte Kandidaten von Parteien zu Gast. Die haben sich unterschiedlich gegeben.

Es herrscht Stille und Gespanntheit. Und es gibt sie immer wieder, diese Momente, in denen ein Raunen durch den Saal in der Schule geht oder Lachen. Wenn Politiker zeigen, dass sie normale Leute sind. Leute, die man dann gut findet oder nicht. Weil sie durch Argumente überzeugen oder ihre Art.

Da ist zum Beispiel Michaela Noll, Bundestagswahlkandidatin der CDU. Noll gestikuliert schon mal, während andere sprechen: hebt Finger, winkt ab, schneidet Grimassen. Die Schüler bei der Podiumsdiskussion mit den Bundestagswahlkanditaten von Linke, SPD, Grüne, FDP, CDU, AfD an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule bringt das zum Lachen. Die Politiker sitzen am langen Tisch. Sie debattieren über eigentlich trockene Themen, die aber doch irgendwie jeden betreffen, auch die Schüler. Der AfD-Kandidat zum Beispiel sagt, das Klimaschutzabkommen sei rausgeschmissenes Geld. Das könne man sich auch sparen, so Jörg Schneider von der AfD.

Es ist ein wortgewandter Lehrer aus Gelsenkirchen, den die AfD an die Schule geschickt hat, der Augen verdreht und an die Decke guckt, wenn andere etwas sagen, das er nicht gut findet. Es sind Meinungen und es sind Menschen, die die Schüler bei der Podiumsdiskussion kennenlernen. Gekommen sind Dieter Karzig (Die Linke, Versicherungskaufmann, Langenfeld), Jens Niklaus (SPD, Betriebswirt, Haan), Dr. Ophelia Nick (Grüne, Tierärztin, Wülfrath), Martina Reuter (FDP, Verwaltungswirtin, Hilden, Michaela Noll (CDU, Juristin, Haan) und Jörg Schneider (AfD, Lehrer, Gelsenkirchen). Es geht um Umweltschutz, um die gleichgeschlechtliche Ehe, Rüstung, G8 und G9, Wirtschaftliches, und immer wird auf dem Podium rege diskutiert. So hatten sich das Ole Schreckling, Sowi-Lehrer und Organisator, und Schulleiter Peter Gathen auch vorgestellt.

Argumente würden von Personen vorgetragen - mehr oder weniger sympathisch, sagt Gathen, der Fan solcher Veranstaltungen ist. Deshalb gab es hier auch schon Diskussionen vor der Langenfelder Bürgermeisterwahl und mit Kandidaten vor der NRW-Landtagswahl.

Mit den fein gekleideten Herrschaften aus der Politik auf der Bühne steht einer aus der zwölften Klasse. Er trägt Kapuzenpulli und Turnschuhen. Felix Schimmel stellt hier die Fragen. Um so im Fokus zu stehen und es mit sechs Politikern und Publikum aufzunehmen, braucht es ein bisschen Mut.

Einer aus dem Publikum ist Roberto aus der 13. Der sagt über Karzig "wenig auf den Punkt", Niklaus "macht ständig die CDU schlecht", Nick und Reuter "unscheinbar", Noll "emotional", Schneider "freut sich, dass die CDU angegriffen wird". Und was sagen die Politiker über die Schüler? "Beste Diskussion in all den Wochen", "Demokratie macht Spaß". Einige Schüler wollten übrigens gar nicht mehr in den Unterricht, sondern weiterdiskutieren, sagt der Schulleiter.

(RP)
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