Langenfeld Wie Hilden zu seinem Kreuz kam

Langenfeld · Vor 50 Jahren wurden A46 und A3 miteinander verbunden. Der Knotenpunkt machte Hilden im ganzen Land bekannt.

 Das Autobahnkreuz Hilden aus der Luft aufgenommen. Gut zu erkennen ist die typische Kleeblatt-Form.

Das Autobahnkreuz Hilden aus der Luft aufgenommen. Gut zu erkennen ist die typische Kleeblatt-Form.

Foto: Hans Blossey

Fast 84 Millionen Fahrzeuge brausen pro Jahr über das Autobahnkreuz Hilden und machen es zu einem der meistbefahrenen Verkehrsknotenpunkte in NRW. In Teilen von Hilden ist - je nach Windrichtung - das Rauschen des Verkehrs deutlich zu hören. Für lärmgeplagte Bewohner ist das Kreuz ein Kreuz. Andererseits hat Hilden von dem Verkehrsknoten sehr profitiert - bis heute. Unternehmen schätzen die verkehrsgünstige Lage.

Und durch die Verkehrsdurchsagen wurde Hilden im ganzen Land bekannt. Vor 50 Jahren wurde das Autobahnkreuz Hilden nach vier Jahren Bauzeit fertiggestellt. Wir erzählen, wie Hilden zu seinem Kreuz kam.

1937 wurde die Autobahn 3 im Bereich Hilden als "Reichsautobahn" von Köln nach Düsseldorf gebaut. Die Strecke Oberhausen-Köln sollte eine leistungsstarke Nord-Süd-Verbindung schaffen und den Schienen und Wasserweg ergänzen. Die "Oberste Bauleitung Reichsautobahn Köln" wollte die Trasse eigentlich durch das breite Rheintal und erheblich näher am Düsseldorfer Stadtkern führen. Dagegen setzen sich die Düsseldorfer erfolgreich zur Wehr. Die Autobahntrasse wurde an den Rand des Bergischen Landes verschoben - dort wo Hilden liegt. Folge: Die Provinzialregierung musste auf eigene Kosten eine Schnellstraße von Düsseldorf nach Hilden bauen mit einem Anschluss an die Reichsautobahn - den Zubringer "Düsseldorf-Süd".

RP-Leser Konrad Seidel erinnerte sich vor 14 Jahren an die Zustände zwischen 1945 und 1948. Er sei damals mit dem Fahrrad nach Opladen gefahren - über die Autobahn: "Für meine Kaninchen schnitt ich auf dem Grünstreifen das Futter. Und wenn wir in den Wald wollten, gingen wir direkt über die Autobahn." Das sei damals gefahrloser gewesen, als das Überqueren einer Wohnstraße in Hilden.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands nahm auch der Verkehr zu. In den 1950er-Jahren erhielt das Landesstraßenbauamt Düsseldorf den Auftrag, die Trasse für eine mögliche Umgehungsstraße für Hilden und Haan ausfindig zu machen, die eine Entlastung für die Stadtdurchfahrten der Bundesstraße 228 sein sollte, die über Benrath-Hilden-Haan-Wuppertal führte.

Die Aufgabe war nicht einfach: Die neue Umgehung durfte sich nicht zu weit vom Zentrums Hildens entfernen, sollte aber auch möglichst direkt verlaufen. "Reiner Zufall ließ die Planer die beste Trasse finden", stellt ein unbekannter Chronist fest. Ein in keiner Karte verzeichneter Feldweg von Hilden zur "Polnischen Mütze" in Haan erwies sich als ideal - daraus wurde Anfang der 1970er Jahre der "Wupperschnellweg", die heutige Autobahn 46.

Sie brauchte einen völlig neuen Kreuzungsknoten - das Kreuz Hilden. Für das markante "Kleeblatt" mit seinen Auf- und Abfahrten mussten mehr als 100 Einwohner des Hildener Ortsteils Birken (im Volksmund Spielmann-Siedlung) weichen. Das sorgte viele Monate für große Unruhe und Sorge unter den "Verkehrsverdrängten", wie die Rheinische Post am 28. Juni 1963 berichtete.

Der Zubringer, die ausgebaute Hochdahler Straße, teilte viele Feldweg. Die Birkener hatten sich schon lange über Wartezeiten von bis zu zehn Minuten beschwert, wenn sie die Straße überqueren wollten. In der Presse forderten sie im Jahr 1955 einen Zebrastreifen "allerdickster Ausführung" oder besser noch eine Brücke.

Als das Autobahnkreuz Gestalt annahm, beobachteten die Birkener entsetzt, wie Messlatten um ihre Häuser gesteckt wurden und die Erdarbeiten begannen. Oberbaurat Kalles vom Fernstraßen-Neubauamt Düsseldorf machte klar: Das Kreuz Hilden könne nur so und nicht anders gebaut werden. Schließlich einigten sich Bundesverkehrsministerium, Kreis und Stadt mit den Betroffenen.

104 Einwohner in 41 Haushalten (überwiegend in den Birken, vereinzelt in Eickert, im Loch und In der Brandshütte), wurden an den Kosenberg im Norden umgesiedelt. Hildens Baudezernent Haupt sagte den Mietern günstige Wohnungen und Eigentümern Bauland zu. "Moderne Errungenschaften in den neuen Häusern wie Nirostaspüle, Ölheizung, Warmwasser in Küche und Bad sowie Marmorfensterbänke machten den Abschied von der alten Heimat ein bisschen leichter", berichtete die RP. 1968 war das Kreuz Hilden fertig. Die vier Tangenten, vier Kleeblattschleifen, zwei Brücken, ein neuer Straßendamm und drei Auf- und Abfahrtsrampen kosteten 25 Millionen Mark.

(cis)
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