Langenfeld Wie Müttern der Spagat zum Job gelingt

Langenfeld · Tanja Bettermann, Zeitmanagerin aus Langenfeld, gibt Frauen Tipps, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen.

 "Ich wollte unbedingt wieder arbeiten": Angelika Ebert, Mutter eines Neunjährigen, hat sich als Sprachlehrerin selbständig gemacht.

"Ich wollte unbedingt wieder arbeiten": Angelika Ebert, Mutter eines Neunjährigen, hat sich als Sprachlehrerin selbständig gemacht.

Foto: MATZERATH

Angelika Ebert hatte beruflich schon viel erreicht, bevor sie vor neun Jahren ein Kind bekam. Sie war als Personalfachkauffrau mit langjähriger Erfahrung im Personalwesen verschiedener Unternehmen tätig und betreute Auszubildende im Bereich Arbeits- und Sozialversicherungsrecht. Dann ging sie mit ihrem Mann für fünf Jahre nach Spanien, weil dieser dort ein interessantes Jobangebot erhielt. Heute ist sie Mutter eines neunjährigen Sohnes und lebt wieder in Deutschland. "Der Aufenthalt in Spanien hatte mich verändert. Mir wurde bewusst, dass ich nicht einfach wieder in meinen alten Beruf zurückkehren konnte und neue berufliche Wege gehen wollte und musste", sagt Ebert. Deshalb entschied sich die Personalfachkauffrau für die Selbstständigkeit mit selbstgesetzten, flexiblen Arbeitszeiten. Unter dem Namen "Dialog" gründete sie ihr eigenes, kleines Unternehmen als freiberufliche Sprachlehrerin für Deutsch und Spanisch und arbeitet als Dozentin zu den Themen Integration und Leben im Ausland. "Es ist kein leichter Spagat zwischen Kind und Beruf, ich wollte aber unbedingt wieder arbeiten", sagt die Sprachlehrerin.

Steffi Büttner aus Langenfeld kennt den Spagat, den arbeitende Mütter täglich machen müssen. Sie selbst hat eine zweijährige Tochter und einen sechsjährigen Sohn und arbeitet an drei Tagen der Woche von 8 bis 16 Uhr als Sachbearbeiterin in einer Behindertenwerkstatt. Dazu kümmert sie sich stundenweise um ihre erkrankten Schwiegereltern. Jede Minute ist bei Steffi Büttner getaktet, sie muss vor der Arbeit die Kinder in Schule und Kita bringen und sie später wieder abholen. Obwohl sie auch schon eine Mutter-Kind-Kur hinter sich hat, plant sie, ihre Arbeitszeit demnächst aufzustocken. "Mein Mann ist selbstständig, und wir brauchen als Familie einfach auch mein Gehalt", sagt sie.

Deshalb hat sie sich dazu entschlossen, den Vortrag des offenen Elterntreffs "Vereinbarkeit Familie und Beruf" zu besuchen, der vom Arbeitskreis Familie, unter anderen der Awo, dem Deutschen Kinderschutzbund dem SkF sowie der Verbraucherzentrale NRW angeboten und von der Stadt Langenfeld unterstützt wird. "Ich wollte mal hören, wie andere Frauen das als berufstätige Mütter managen, und war neugierig."

Etwa zehn Frauen haben sich in den Räumlichkeiten des "Schülernestes" des Kinderschutzbundes an der Fröbelstraße eingefunden. Büttner meldet sich als erste. "Für andere in meinem Umfeld ist es völlig unverständlich, dass ich trotz Kindern arbeiten gehe. Ich möchte keine Vollzeitmutti sein und auch nicht als Rabenmutter gesehen werden", sagt sie. Vortragsreferentin Tanja Bettermann von der Agentur Familienzeit in Langenfeld kennt diese Vorurteile sowie den täglichen Spagat, den Mütter und auch Väter hinbekommen müssen, die sich um Karriere, Kinder und Haushalt kümmern müssen.

Bis zur Familiengründung arbeitete die Diplom-Kauffrau in Vertrieb und Marketing. Anschließend entschied sie sich für eine Teilzeittätigkeit als Risikomanagerin "Es gab damals noch kein Elterngeld, wenige Kitaplätze, und unsere Eltern leben weit weg", sagt sie. Deshalb entschied sie sich, zusammen mit ihrer Kollegin, Claudia Rapp, die auch vier Kinder hat und früher in einer Personalberatung tätig war, eine Agentur für Familien zu gründen, um Eltern mit Informationen zu versorgen.

In ihrem Vortrag lernen die Zuhörerinnen zunächst, welche Bedingungen sie für eine Berufstätigkeit innerhalb der Familie klären sollten. Dabei erklärt Bettermann viele Dinge fast aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Sie zeigt Stundenpläne, Zeituhren und das Muster von Elterntypen auf. "Analysieren Sie Ihr Zeitbudget und schauen Sie, wo Ihre Zeitfresser sind. Vergessen Sie Perfektion und geben Sie Aufgaben innerhalb der Familie einfach ab", betont die Diplom-Kauffrau und kommt am Ende ihres Vortrages zu folgendem Schluss: "Es gibt nicht d a s Müttermodell. Jede Mutter muss letztendlich ihren eigenen Weg finden".

Weitere Vorträge und Kurse zum Thema unter www.agentur-familienzeit.de.

(vg)
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