Langenfeld Wie zu Kaisers Zeiten mit zwei PS auf Tour

Langenfeld · Im Rahmen des Tages der offenen Tür auf Gut Langfort fand ein Kutschenkorso statt, an dem sich 15 Gespanne beteiligten. Begleitet wurden sie von den livrierten Aachener Stadtreitern.

Ein Bild wie aus einer anderen Zeit: Angeführt von der historischen Postkutsche, gezogen von zwei Friesen und flankiert von den Aachener Stadtreitern in schwarz-goldener Livree, rollen die 15 Kutschen auf das Gut Langfort. Alle Wagen festlich mit Blumen geschmückt, Fahrer und Beifahrer in langen Kleidern und ausladenden Hüten. "Wir haben schon so fünf Stunden gebraucht, um alles herauszuputzen", sagt Alexandra Putsch. Sie sitzt gemeinsam mit ihrer Familie auf einer ländlichen Wagonette, die rundherum mit einer Girlande aus Sonnenblumen und Buchsbaum verziert ist. Vorne haben sich die beiden Rheinisch-Deutschen Kaltblüter Hannah und Ebby kräftig ins Geschirr gelegt.

Denn der Korso war nach der morgendlichen Hubertusmesse mit Pferdesegnung vom Hof gefahren und hatte bis zum Nachmittag 25 Kilometer durch Langenfeld und Umgebung zurückgelegt. "Das war vor allem landschaftlich sehr schön. So viel Grün hätten wir hier gar nicht erwartet", sagt Trude Lenaerts. Sie hat als eine der Aachener Stadtreiter den Zug im Sattel begleitet. "Die Strecke war lang und ich bin froh, wenn ich gleich absteigen darf", ergänzt sie lachend. Besonders anstrengend war die Reise für Shettland-Pony Julie. Sie hatte nicht nur die kürzesten Beine, sondern war mit ihren 28 Jahren auch der älteste Vierbeiner in Anspannung. An der Seite von Jimmy zog sie Isabella, die stolz im Dirndl auf dem Bock saß. "Meine beiden Pferde sind fit und wir hatten alle zusammen viel Spaß unterwegs", so die Elfjährige.

Gemeinsam mit ihren Eltern ist sie eigens aus Gummersbach angereist, um bei der Ausfahrt mit zwei PS dabei zu sein. Mutter Sandy Chiodo sitzt im ältesten Gefährt des Tages, einem Linzer Wagen von 1871. "Den haben wir von 40 Jahren in einer abgebrannten Scheune gefunden und durften ihn mitnehmen. Seither haben wir ihn einmal restaurieren lassen und er fährt sich wunderbar", erzählt sie begeistert.

Herrschaftlich ist Hans Biesenbach unterwegs. In der originalgetreuen Replik eines Glas-Landauers kutschiert er seine Damen mit Hilfe der beiden schweren Moritzburger Warmblüter durch die Langenfelder Landschaft. "So war einst der Adel unterwegs", sagt der stolze Besitzer. "Heute chauffieren wir damit vor allem Hochzeitspaare und Schützenkönige." Mit einem Sattelschlepper und einem Begleitfahrzeug samt Kutsche ist er von Bergisch-Gladbach nach Langenfeld angereist, um sein Gespann zu zeigen.

"Die Logistik ist enorm aufwändig. Daher geht die Zahl der Teilnehmer leider zurück", sagte Marc Putsch. Als Vorsitzender der Langenfelder Kutschen- und Fahrsportfreunde organisiert er die Ausfahrt alle zwei Jahre. "Wir möchten den Menschen zeigen, was mit Pferden alles möglich ist." Das Schmuckstück des Vereins ist der einzige Nachbau der königlich-preußischen Postkutsche. Das Gefährt wiegt mehr als eine Tonne. "Im Bergischen wurde sie früher dreispännig gefahren. Bei Lohmann in Langenfeld war ein Stopp, wo das dritte Pferd eingespannt wurde, bevor es hoch nach Solingen ging", berichtet Petra Wienzek. Ihre beiden Friesen Heinse und Wieke erledigten beim Kutschen-Korso die Arbeit alleine.

(domi)
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