Wiescheid Wiegescheid im Ungewissen

Düsseldorf · Keine zwei Jahre nach der Eröffnung verlassen die drei "Gründungskünstler" das ehemalige evangelische Gemeindehaus in Wiescheid. Die Stadt bemüht sich nun um ein Engagement des Kunstvereins.

"Hausgeister und Stubengnome" heißt eine Ausstellung, die Elke Tenderich-Veit an Christi Himmelfahrt in "ihrem" Wiegescheid eröffnen wird. Nicht unwahrscheinlich, dass nach der Finissage zu dieser Kunstschau vorerst allenfalls Geister und Gnome in dem Atelierhaus in Langenfelds bergischem Ortsteil herumspuken werden. Denn Tenderich-Veit und ihre beiden Mitmieter, der Bildhauer Franz Leinfelder und der Maler Michael Klockenkämper, ziehen Ende Juni aus. Damit steht das "Wiegescheid", dessen Eröffnung im ehemaligen evangelischen Gemeindezentrum noch keine zwei Jahre zurückliegt, vor einer ungewissen Zukunft.

Von einer "Kreativschmiede mit Atelieratmosphäre" schwärmte Bürgermeister Magnus Staehler, als er das Nutzungskonzept für den 400-Quadratmeter-Bungalow im Sommer 2007 vorstellte. Der Deal: Die Stadt vermietet die Ateliers im Wiegescheid für kleines Geld, im Gegenzug bespielt das nutznießende Künstler-Trio das "offene Haus" mit Ausstellungen, Seminaren, Vorträgen, Kinderaktionen und anderen Kunst vermittelnden Veranstaltungen.

Der Plan ist laut Juliane Kreutzmann, Kulturkoordinatorin der Stadt, auch aufgegangen, jedenfalls mit Blick auf Tenderich-Veit (62) und Leinfelder (68). Mit Klockenkämper (51) harmonierten die beiden Sechziger weniger gut, so dass die Stadt den Jüngeren in die formal notwendig gewordene Kündigung ihrer kreativen Mieter gleich mit-einbezog. Von dieser Personalie abgesehen, wurde dem Wiegescheid-Publikum jedoch in den vergangenen knapp zwei Jahren ein recht ansehnliches Programm geboten, von Schrott-Kunst und afrikanischer Stuhl-Metaphorik über "Malen wie Jackson Pollock" für Drittklässler und Itter-Jazz bis hin zu Penny-McLean-Esoterik und Peter-Horton-Poesie.

Dass Leinfelder und Tenderich-Veit dennoch das Handtuch werfen, hat nach beider Angaben private Gründe. Der 68-Jährige, der vom Vermessungsingeurwesen zur Bildhauerei stieß und in diesem Brotberuf noch immer selbständig tätig ist, ist offenbar ausgebrannt. "Ich bin überarbeitet", wird Leinfelder zitiert. Kommenden Montag zieht er sich deshalb für einen Monat ins Kloster St. Gilgen bei Salzburg zurück. Elke Tenderich-Veit wiederum bewohnt nach dem Tod ihres Mannes jetzt allein ihr 160-Quadratmeter-Haus in Monheim. Bei soviel Platz daheim braucht sie nicht noch zusätzlich ein Atelier am Fuße des Bergischen Landes.

(RP)
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