Monheim "Wir wollen die Jugendfeuerwehr vergrößern"

Monheim · Hartmut Baur, Leiter der Feuerwehr und Leiter der Feuer- und Rettungswache, wirbt um Nachwuchs.

 Redakteurin Petra Czyperek im Gespräch mit dem Leiter der Monheimer Feuerwehr, Hartmut Baur.

Redakteurin Petra Czyperek im Gespräch mit dem Leiter der Monheimer Feuerwehr, Hartmut Baur.

Foto: RALPH MATZERATH

Hartmut Baur will die Jugendfeuerwehr vergrößern: Statt aktuell 23 Mitglieder sollen dort zukünftig 50 Mädchen und Jungen aktiv mitmachen. "Die lassen sich noch leicht begeistern", weiß er. "Und wer in jungen Jahren einsteigt, bleibt oft lange dabei." Das Gemeinschaftserlebnis habe durchaus Zugkraft. Deshalb will der Leiter der Feuerwehr und der Feuer- und Rettungswache, möglichst früh ansetzen, um auf lange Sicht mehr freiwillige Helfer für die Monheimer Löschgruppe zu gewinnen.

"Seit vielen Jahren stagniert die Zahl der Feuerwehrangehörigen im gesamten Kreis Mettmann", bedauert der 53-Jährige. 1400 hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte sind regelmäßig bei der Brandbekämpfung im Einsatz. Doch aufgrund der demografischen Entwicklung engagierten sich immer weniger Menschen ehrenamtlich - davon bleibt die Feuerwehr nicht verschont.

Deshalb sei 2012 bei der Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans extra eine Stelle für die Nachwuchswerbung geschaffen worden. Markus Paikert füllt diese Position in Monheim seit Mai 2013 aus - eine "Idealbesetzung". Paikert, so erläutert Hartmut Baur, sei zunächst in die Jugendfeuerwehr eingetreten, ist inzwischen hauptamtlich im Einsatz und außerdem ehrenamtlicher Zugführer des Löschzugs Monheim. "Er bedient somit beide Gruppierungen - und lebt das auch", betont der Feuerwehrchef. Paikert kümmert sich um die Brandschutzerziehung und die Öffentlichkeitsarbeit. Er erarbeitet ein Konzept, wie für die freiwillige Feuerwehr neues Personal erschlossen werden kann und will gleichzeitig die älteren Kräfte mobilisieren.

"Wir müssen überlegen, wie der ehrenamtliche Einsatz attraktiver wird", sagt Baur, der die Beteiligten in die Überlegungen einbezieht. "Bei uns gibt es Eintrittskarten fürs Mona Mare, andere Städte stellen Freikarten für das Fußballstadion zur Verfügung." Seien früher viele selbstständige Handwerksmeister zur Feuerwehr gegangen, könnten die sich das heute nicht mehr leisten, weil ihnen durch unvorhergesehene Einsätze vielleicht Aufträge verloren gehen.

Eine große Aufgabe sei es, Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund zu begeistern. "Beide Gruppen sind bei uns unterrepräsentiert." So bilde die Monheimer Feuerwehr derzeit nur zwei hauptamtliche Brandmeisterinnen aus, sieben Frauen engagierten sich ehrenamtlich in den Löschzügen. "Wehrleute mit Migrationshintergrund haben wir kaum in unseren Reihen. In der Jugendfeuerwehr sind es nur fünf von insgesamt 23", rechnet Baur vor.

Auch auf Landesebene hätten sich inzwischen Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit der Thematik beschäftigen - schließlich hänge das Leben und die Sicherheit der Menschen in NRW von der freiwilligen Einsatzbereitschaft einiger Weniger ab. Baur selber entwickelt in der Arbeitsgemeinschaft "Menschen in der Feuerwehr" Lösungen für die Zukunft mit.

Eine Möglichkeit sei es, die Latte für die Bewerber tiefer zu hängen. Zwar gebe es Rahmenbedingungen wie den Hauptschulabschluss oder eine gewisse körperliche Fitness, die der Amtsarzt überprüft. "Doch es gibt viele Aufgaben, die im Hintergrund erledigt werden können", sagt der Leiter der Feuer- und Rettungswache. "Nicht jeder muss ein Atemschutzgerät tragen." Schließlich bilde die ehrenamtliche Feuerwehr einen Querschnitt der Bevölkerung ab. Anders ist das bei den hauptamtlichen Kräften. "Der Job ist körperliche Schwerstarbeit." Deshalb sind dort die 18- bis 35-Jährigen die Leistungsträger - auch wenn es unter seinen Leuten fitte 50-Jährige gibt. Baur möchte die Altersgrenze aber anheben und die starre Regelung aufbrechen. "Auf Antrag ist das möglich." Bisher scheiden hauptamtliche Wehrleute mit 60 Jahren aus dem Dienst aus. "Ein 63-Jähriger kann aber durchaus logistische Aufgaben wahrnehmen", glaubt der Feuerwehrchef.

Weil für eine stärkere Mannschaft auch mehr Platz auf der Wache sein muss, will Baur "nach und nach in die Sache einsteigen". Der Um- und Ausbau der Feuerwache an der Paul-Lincke-Straße ist vom Rat auf den Weg gebracht, die Mittel von rund 19 Millionen Euro sind bewilligt. Doch bis zur Fertigstellung dauert es noch einige Jahre, weil in Etappen gebaut wird. So soll zuerst der Neubau kommen, dann zieht die Mannschaft in dieses Gebäude um. Erst im zweiten Schritt soll das alte Gebäude kernsaniert und völlig neu gestaltet werden. "Wir wollen unser Konzept zur Förderung des Ehrenamtes und zur Personalentwicklung aber schon im Herbst verabschieden, um eine gute Grundlage zu haben", nennt Baur den Zeitrahmen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort