Ihm geht es auch vielmehr darum zu verdeutlichen, dass aktuell wieder ähnlich viele Menschen Interesse an der Politik haben wie zu Beginn der 80er. "Angesichts der vielen großen Herausforderungen macht es so viel Sinn wie lange nicht, Politik zu machen", sagt der Chef der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament. Habe er vor zehn, zwölf Jahren mit seinen Vorträgen kaum jemanden vom Sofa gelockt, drängten sich nun die Leute, um mit ihm zu diskutieren.

Banken- und Flüchtlingskrise sowie Terror und das mögliche Auseinanderdriften der Europäischen Union trieben viele Menschen Sorgenfalten auf die Stirn und in seine Veranstaltungen. So füllte im Juli sein Vortrag über den Brexit das Leichlinger Bürgerhaus. "Es ist aber nicht meine Brillanz, die dafür gesorgt hat, sondern es ist die Verunsicherung und Beunruhigung wegen der brisanten Themen." Manchen treibt es dadurch gradewegs in die Arme der Populisten. Reul sieht es als parteiübergreifende Aufgabe, diese Leute aufzuhalten oder sogar zurückzuholen. Sein Rezept: "Nicht der Stimmung nachgeben und auf schnelle Sprüche setzen, sondern standhaft bleiben, Rückgrat beweisen und klarmachen, dass es einfache Lösungen nicht gibt." Wenn es um die Zukunft geht, glaubt Reul manches zu wissen ("Der Bundestagswahlkampf wird wohl sehr schmutzig"), einiges allerdings ist auch für ihn völlig ungewiss: Was vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump zu erwarten ist . "Ich weiß es nicht. Ob in den EU-Mitgliedsstaaten, dem Parlament oder der Kommission: Niemand kennt ihn." Wie der EU-Austritt der Briten vonstattengeht ? "Es ist noch völlig offen, was danach kommt."