Leichlingen 145 Konflikte begleitet - jetzt hört Schiedsmann Ferrari auf

Leichlingen · 2018 läuft seine dritte Amtszeit aus, doch schon jetzt sucht der einstige Hauptschulrektor einen geeigneten Nachfolger für das Schiedsamt.

Wenn die Kontrahenten hinterher zusammen ein Kölsch trinken, obwohl sie sich vorher noch nicht einmal die Hand gegeben haben, ist Bernd-Dieter Ferrari zufrieden. Er ist seit 14 Jahren Schiedsmann für den Bezirk Leichlingen und hat so manchen scheinbar aussichtslosen Konflikt im Gespräch gelöst.

Im nächsten Jahr läuft seine dritte Amtszeit aus, und der ehemalige Rektor der städtischen Hauptschule wird sein Amt niederlegen. Deshalb sucht die Stadtverwaltung bereits jetzt einen Nachfolger. "Ich bin damals ins kalte Wasser geworfen worden und habe erst später zahlreiche Lehrgänge gemacht", erzählt der erfahrene Schiedsmann von seinen Anfängen.

Das soll für den nächsten Schiedsmann oder die nächste Schiedsfrau anders werden: "Wenn wir das eine Zeit gemeinsam machen, kann ich meinen Nachfolger einarbeiten, und er oder sie kann in dieser Zeit als mein Stellvertreter auch die Lehrgänge im Nachbar- und Strafrecht machen", spricht sich Ferrari für einen gleitenden Übergang aus. Der Stadtrat schlägt die Schiedsleute dem Amtsgericht vor - eine Amtszeit beträgt meist fünf Jahre. Die Schiedsperson sollte im Schiedsbezirk wohnen und mindestens 30, aber nicht älter als 70 Jahre alt sein.

Die Altersobergrenze hält der ehemalige Lehrer allerdings nicht mehr für zeitgemäß: "Wenn es jemand machen will, soll er es doch tun. Ältere Menschen bringen schließlich einiges an Lebenserfahrung mit", sagt Bernd-Dieter Ferrari. Überdies würden die vermeintlichen "Alten" immer fitter. Er habe das Amt nach seiner Pensionierung auch deshalb übernommen, weil er eine Aufgabe suchte, die ihn geistig forderte.

145 Mal hat er in den vergangenen 14 Jahren verhandelt. Oft ging es um Fälle nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch wie den Streit an der Gartengrenze. Aber gerade anfangs landeten vor allem Strafrechtsangelegenheiten auf Ferraris Schreibtisch, in denen es beispielsweise um Beleidigung, Bedrohung oder leichte Körperverletzung ging. Bei denen hatte die Staatsanwaltschaft festgestellt, dass es kein öffentliches Interesse an der Weiterverfolgung der Delikte gab, und den Weg zum Schiedsmann empfohlen.

"Das Verfahren ist schnell, ohne viel Bürokratie, nachhaltig und sehr günstig", zeigt der Leichlinger Schiedsmann die Vorteile auf. Meist koste es bei einer Einigung 30 bis 35 Euro, die sich die ehemaligen Kontrahenten teilten. Nachhaltig sei es deshalb, weil die Vergleiche 30 Jahre gültig seien und auch für Rechtsnachfolger gelten würden.

"Haben sich die Nachbarn auf die Höhe der Hecke geeinigt und ein Haus wird verkauft, muss sich der neue Eigentümer auch an die Vereinbarung halten", nennt Ferrari als Beispiel.

Wer als Schiedsperson arbeiten will, sollte eine gehörige Portion Gelassen- und Ausgeglichenheit mitbringen, aber auch ein kreatives Moment bei der Konfliktlösung. Vor allem aber braucht es Zeit - Zeit zum Aussprechen. "In der Kommunikation zwischen den Gegnern ist meist gehörig etwas schiefgelaufen. Die müssen wir erst einmal wieder in Gang bringen", erzählt Ferrari.

Wer sich für das Ehrenamt interessiert und Fragen hat, kann sich an Bernd-Dieter Ferrari (Telefon 02175 720223) wenden. Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund sind ausdrücklich erwünscht.

Alle Bewerbungen nimmt Karin Barkowski beim Ordnungsamt schriftlich bis zum 2. Februar entgegen. Sie können per E-Mail eingereicht werden an: karin.barkowski@leichlingen.de

(RP)
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