Innenstadt in Leichlingen 40 Wildschweine an der Friedensstraße entdeckt

Leichlingen · Das Wildschwein, das am Freitag am Rathaus in Leichlingen randalierte, wurde bei einer Treibjagd im Vorster Busch aufgeschreckt und mit ein paar weiteren Artgenossen durch Spaziergänger zur Flucht Richtung Innenstadt "umgeleitet". Jetzt wurden wieder mehrere Tiere gesichtet.

 Teils putzig, teils respekteinflößend: Wenn Wildschwein auf Mensch trifft, tritt meist das Tier den Rückzug an. Falls nicht raten Fachleute, sich ruhig zu verhalten, die Tiere nicht zu provozieren und langsam zu verschwinden. (Archivbild)

Teils putzig, teils respekteinflößend: Wenn Wildschwein auf Mensch trifft, tritt meist das Tier den Rückzug an. Falls nicht raten Fachleute, sich ruhig zu verhalten, die Tiere nicht zu provozieren und langsam zu verschwinden. (Archivbild)

Foto: van Offern (Archiv)

Sie ist immer noch auf der Flucht. Und damit immer noch eine Antwort schuldig. Und zwar auf die Frage, "warum das Tier so wütend auf die Stadtverwaltung war", wie im Internet gewitzelt wird. Allerdings sind inzwischen die Umstände klar, die dafür gesorgt haben, dass sich am Freitag Wildschweine in der Leichlinger Innenstadt getummelt haben. Für das meiste Aufsehen hatte die Sau gesorgt, die versucht hatte, die Eingangstür zum Rathaus einzurammen. Zudem tauchte ein Tier an der Feuerwache am Wallgraben auf. Ein anderes soll Am Schraffenberg gesichtet worden sein.

Aufgescheucht wurden die Tiere im Zuge einer angemeldeten Treibjagd im Bereich des Vorster Buschs. Nach Auskunft von Verantwortlichen haben sich dabei ein paar Dinge unglücklich verquickt: Demnach sei im Zuge der Jagd durch entsprechend ausgebildete Hunde im Bereich von Friedens-/Von-Mirbach-Harff-Straße-Straße - und zwar unmittelbar hinter der dortigen Bebauung - eine Ansammlung von ungefähr 40 Schweinen entdeckt und aufgescheucht worden. Berichtet wird von ausgewachsenen Exemplaren, 80 bis 90 Kilogramm schwer. Rund ein halbes Dutzend der Tiere habe in Richtung Haus Vorst flüchten wollen, sei dabei aber auf Spaziergänger getroffen. Diese seien in einem Bereich unterwegs gewesen, der wegen der Jagd abgesperrt worden sei, und hätten die Schweine zu einer Änderung ihrer Flutrichtung veranlasst: schnurstracks Richtung Innenstadt. Der Vorfall sei aus Sicht der Jäger nicht zu vermeiden gewesen. Aber das Aufspüren einer solch großen Gruppe von Tieren belege die Notwendigkeit, die Wildschwein-Population zu dezimieren.

Das sieht auch die Untere Jagdbehörde so. "Es gab zuletzt sehr viel zu fressen in den Wäldern, daher hat sich der Bestand enorm erhöht", teilte der Rheinisch-Bergische Kreis dazu mit. Die gestiegenen Zahlen sowie der Umstand, "dass diese Tiere sehr clever sind, führen dazu, dass Wildschweine immer wieder die Nähe des Menschen suchen, auch weil dort viel Essen abfällt".

Dass sie Menschen aber so nah kommen wie nun in Leichlingen, sei die Ausnahme. "Aber wenn sie erstmal in Panik sind, dann laufen die Tiere immer weiter", beschreibt Gerrit Hochmuth aus dem Vorstand des Hegerings Leichlingen. Auch er verweist auf einen zuletzt rasanten Anstieg der Zahlen. Es sei sogar belegt, dass die die Vermehrungsrate von Wildschweinen auf bis zu 800 Prozent steigen könne. Sprich: Im Jahresverlauf könnte sich ihr Bestand verachtfachen. "Aber das ist nur ein theoretischer Wert, der für optimale Bedingungen gilt. Also wenn es warme Winter und genug zu Essen gibt und man sie in Ruhe lässt", führt Hochmuth aus.

Dass sich das Wildschwein am Freitag auf der Suche nach Wärme und Futter seinen Weg ins Rathaus bahnen wollte, darf bezweifelt werden. Aber nicht ausgeschlossen. Gewissheit dazu wird es wohl nie geben. Denn die Polizei, die von den Wildschweinen auf den Plan gerufen worden war, hat den Fall bereits zu den Akten gelegt.

(RP)
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