Leichlingen A-cappella-Gesang ist in Schloss Eicherhof ein "Frauending"

Leichlingen · Wenn die vier jungen Damen die Bühne stürmen, um mit je einem Mikrofon als einzigem Hilfsmittel eine ganze Jazzcombo samt Sängerin und Background-Chor zu ersetzen, fällt das Stillsitzen schwer. Nur ist die Bewegungsfreiheit im Veranstaltungssaal von Schloss Eicherhof bei ausverkauften Veranstaltungen ziemlich eingeschränkt. Und ausverkauft sind eigentlich alle Termine von Kultur im Schloss (K.i.S.). Ein Konzert mit "Les Brünettes" sowieso, schließlich eilte dem A-cappella-Ensemble schon der Ruf voraus, zur ersten Liga ihres Fachs im Bereich von Pop bis Jazz zu gehören. Erwartungen wurden an diesem Abend jedenfalls nicht enttäuscht.

 "Les Brünettes" sangen, klopften, schnipsten, schnalzten sich im Schloss Eicherhof durch einen Abend voller Stücke von starken Frauen.

"Les Brünettes" sangen, klopften, schnipsten, schnalzten sich im Schloss Eicherhof durch einen Abend voller Stücke von starken Frauen.

Foto: ralph matzerath

Mit sicherer Bühnenpräsenz und Charme vorgestellte, facettenreiche Arrangements zündeten sofort. Und bald schon klatschten die Besucher mit - obwohl man schon gut aufpassen muss, um die rhythmische Kehrtwende nicht zu verpassen. Denn kein einziger Song folgt durchgehend nur einem metrischen Muster. Darin liegt ja gerade der Reiz des Repertoires.

Sein Leichlingen-Gastspiel nutzte dieses temperamentvolle Damenquartett zu Werbezwecken für das kommende Beatles-Programm. Aber noch stand die weibliche Hälfte der Bevölkerung (und größte Teil der Besucher) im Mittelpunkt der Produktion "A Woman Thing", eine Hommage an starke, kreative und sinnliche Frauen. Ganz oben auf der Liste: die Soul-Sängerin Aretha Franklin, deren Song "Say a little Prayer" in einer ausdrucksstarken Variante für vier Frauenstimmen erklang. Und sie boten eine vierstimmige Cover-Version des Hits "99 Luftballons", der Nena Anfang der 1980er-Jahre zum One-Hit-Wonder außerhalb Europas katapultierte. Beim Leichlinger Publikum zündete er nach wie vor. Das stimmte gerne ein in diesen Hit.

"Les Brünettes" singen nicht einfach nur Texte, sondern charakterisieren, schaffen Stimmungen und arbeiten mit lautmalerischen oder rhythmischen Effekten. Sie schnipsen und schnalzen, steppen oder klopfen mit der Faust auf den Brustkorb. Sie summen, mischen aparte, abwechslungsreiche Harmonien dazu. Und sie schaffen nicht nur Neuauflagen von Erfolgssongs oder Jazz-Standards, sondern schreiben auch eigene Werke. Etwa einen "Goodbye-Song" für die liebe Oma oder eine Rückbesinnung auf die eigene Kindheit.

Der Abend war das Finale der Reihe Kultur im Schloss, die in der nächsten Spielzeit Zehnjähriges feiert. Im Oktober lüftet Ute Gerhards aus dem Büro des Bürgermeisters das Geheimnis um die neue Kultur-Mischbox zum zehnten K.i.S.

(mkl)
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