Leichlingen Beginnt das Tauziehen um die Innenstadt neu?

Leichlingen · Ein neues Handlungskonzept - von einem Fachbüro - soll Impulse setzen und doch Raum für schnelle Entscheidungen lassen.

 Rewe wechselt kommenden Monat an den neuen Standort im ehemaligen Kaisers-Supermarkt.

Rewe wechselt kommenden Monat an den neuen Standort im ehemaligen Kaisers-Supermarkt.

Foto: uwe miserius

Die Sätze kommen einem irgendwie bekannt vor:

- "die städtebaulichen Rahmenbedingungen stabilisieren"

- "die wirtschaftliche Basis in den Stadtteilen verbessern"

- "die Chancen auf eine höhere Wirtschaftskraft und Lebensqualität nutzen"

- "Image, Öffentlichkeitsarbeit und Identifikation der Quartiere stärken"

Das alles und mehr will ein Kölner Fachbüro erreichen, das schwerpunktmäßig Städte und Gemeinden bei der Erstellung von Innenstadtkonzepten berät. Am Montagabend stellte das von Diplom-Geografin Ursula Mölders und Dr. Sven Wörmer geleitete Büro den Leichlinger Politikern des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung (ASW) zunächst einmal seine Arbeitsweise vor.

Demnach wird es eine Bestandsanalyse geben, aber auch eine Meinungsumfrage in der Bürgerschaft - und am Ende soll ein Leitbild für Leichlingen erstellt werden, das in ein integriertes Handlungskonzept für die Innenstadt mündet. Bereits im April soll eine " Zukunftskonferenz" den öffentlichen Auftakt für das Projekt bilden. Zukunftsthemen könnten dort mit der Bürgerschaft diskutiert werden, heißt es.

Zugegeben: Formulierungen wie diese erinnern stark an die Planungswerkstatt zur "Regionale 2010, in der die Vorstellung von der Öffnung Leichlingens zur Wupper Gestalt annahm. Damals, vor sieben Jahren, hieß es: "Nichts soll an den Anwohnern vorbei geschehen."

Das Ergebnis von sieben Jahren politischem Tauziehen spricht für sich: Seit der Bürgerbefragung tut sich nichts mehr in Sachen Veränderung. Rewe wechselt kommenden Monat an die Peripherie (wie berichtet), zurück bleibt eine sanierungsbedürftige Immobilie.

Dennoch sieht Bürgermeister Frank Steffes Chancen in der Erstellung eines neuen Konzeptes, das 2018 fertig sein soll. Es biete die Möglichkeit "auch kurzfristig Vorschläge bereits umzusetzen", wie etwa den Vorstoß der SPD, das alte Rathaus an der Neukirchener Straße von der Kreissparkasse Köln zu erwerben. Auch die BWL hatte dies in einem Antrag gefordert. Für den Auftrag an die Stadt, alles für einen Kauf zu veranlassen, gab es in der Sitzung eine Mehrheit von neun zu fünf Stimmen bei einer Enthaltung. Außerdem soll geprüft werden, ob das Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet ist und entsprechend umgebaut werden kann. Thomas Knabbe, Fachbereichsleiter Finanzen, machte allerdings darauf aufmerksam, dass ein Kauf des alten Rathauses nur dann durch den Stadtetat abgedeckt ist, wenn tatsächlich Flüchtlinge dort untergebracht werden. Andernfalls müsse ein Nachtragshaushalt aufgestellt werden.

Die SPD würde am liebsten in einem Aufwasch gleich noch das aktuelle Rathaus energetisch sanieren und mit einer Holzetage aufstocken: "Wenn wir dann noch den neuen Rathausplatz hinbekommen, haben wir viel erreicht", sagt Fraktionsvorsitzender Matthias Ebecke. Die Genossen wollen endlich spürbare und sichtbare Veränderungen, um den Negativ-Trend in der City zu stoppen. Allerdings dürften sie ausgebremst werden, denn die Freien Wähler (UWG), die vermutlich bei der Abstimmung das Zünglein an der Waage bilden werden, haben Bedenken. "Wir glauben immer noch daran, einen größeren Wurf für die Innenstadt hinbekommen zu können", sagte Hermann Terjung nach einer Sondersitzung der von ihm geleiteten Ratsfraktion: Das spreche eher für einen Rathaus-Neubau als für das "hässliche und marode " derzeitige Gemäuer.

Es wird zu diskutieren sein, ob und wie ein neues Handlungskonzept die Leichlinger Innenstadt voranbringen kann - und wie die Politiker, aber auch die Bürger darauf reagieren. Die CDU stellte schon mal in Frage, ob die Präsentation der Kölner Stadtentwicklungsexperten im (von der SPD geleiteten, d. Red.) Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung überhaupt richtig aufgehoben sei. Sie hätte sie lieber im Ausschuss für Soziales, Kultur und Strategie gesehen. (Den leitet die CDU. )

(RP)
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