Leichlingen In diesem Haus sind Fledermäuse Untermieter

Leichlingen · Der Nabu zeichnete nun ein Gebäude als "Fledermausfreundliches Haus" aus, weil bei dem Neubau ein Zimmer für die Tiere eingeplant worden ist.

 Domizil mit freien Anflugmöglichkeiten: In einem Nebengebäude hat Bauherr Guido von Plato (l.) eigenes einen Bereich für Fledermäuse eingerichtet. Sehr zur Freude der Artenschutzbeauftragten Marlen Wildenhues und von Thomas Wirtz (Nabu).

Domizil mit freien Anflugmöglichkeiten: In einem Nebengebäude hat Bauherr Guido von Plato (l.) eigenes einen Bereich für Fledermäuse eingerichtet. Sehr zur Freude der Artenschutzbeauftragten Marlen Wildenhues und von Thomas Wirtz (Nabu).

Foto: Kreis

Ob das Große Mausohr angesichts seiner neuen Behausung auch große Augen macht - vermutlich wird sich dies niemals mit Sicherheit feststellen lassen. Aber zumindest nach menschlichen Maßstäben wurde das Domizil ganz nach den Vorlieben der Fledermaus eingerichtet: Das Holz an den Wänden ist schön rau, so dass sich daran prima rumhängen lässt, und es herrscht in dem Raum keinerlei Zugluft. Darüber hinaus wurde darauf geachtet, dass sich weder andere potenzielle Mitbewohner wie Tauben noch feindlich gesonnene Kollegen wie der Marder dort Zutritt verschaffen können.

Aus Sicht von Tierschützern ist in Leichlingen ein Vorzeigeprojekt geglückt. Denn während die Interessen und Wünsche von Bauherren und Artenschützern oft genug meilenweit auseinanderliegen, "war in diesem Fall das Schöne, dass für alle Beteiligten ein zufriedenstellendes Ergebnis gefunden wurde", sagt die Artenschutzbeauftragte des Rheinisch-Bergischen Kreises Marlen Wildenhues. So schön ist der Fall sogar, dass den Hauseigentümern nun vom Naturschutzbund (Nabu) die Plakette "Fledermausfreundliches Haus" verliehen worden ist.

"Die Plakette ist hochverdient", sagt Thomas Wirtz vom Nabu. Denn: "Dies ist die erste Neuerrichtung eines dauerhaften Fledermausquartieres in Form eines eigenen abgeschlossenen Raumes in der Region." Das bestätigt auch Wildenhues: "Es gibt immer wieder Fälle, dass in bestehenden Gebäuden Räume angemietet werden. Aber so ein Fall ist mit hier in der Gegend nicht bekannt." Für sie belege dieses Beispiel aber, "dass alles machbar ist und sich alle Interessen gut miteinander verbinden lassen".

 Besenrein und bezugsfertig: Der Raum unter dem Dach wurde ganz nach den Vorlieben der Fledermäuse gestaltet.

Besenrein und bezugsfertig: Der Raum unter dem Dach wurde ganz nach den Vorlieben der Fledermäuse gestaltet.

Foto: Rheinisch-Bergischer Kreis

Dass Bauvorhaben und Artenschutz diesmal in einem bemerkenswert harmonischen Einklang standen, lag nicht zuletzt an Bauherr Guido von Plato. Denn er ließ in einem neu zu errichtenden Nebengebäude einen eigens für Fledermäuse vorbehaltenen Bereich einrichten. Ausgangspunkt war ein Artenschutzgutachten, dass im Vorfeld des Abrisses eines Gebäudes erstellt wurde. Die Fachleute fanden heraus, dass das Haus von zwei Fledermaus-Arten als Sommerquartier genutzt wird: von der Zwergfledermaus - der häufigsten von ungefähr 20 Arten in der Region - sowie vom selteneren Großen Mausohr. Da es sich bei Fledermäusen um "planungsrelevante Arten" handelt, setzten sich Artenschützer und Bauherr ins Vernehmen, um den gebotenen Schutz für die Tiere zu gewährleisten.

Der Zeitplan wurde so aufgestellt, dass der Gebäude-Abriss außerhalb der dortigen Fledermaus-Saison, also im Winter 2014, über die Bühne ging (die Tiere überwintern in alten Stollen oder Höhlen). Im Anschluss wurde Kästen als Behausung für die fliegenden Säugetiere aufgestellt. Die waren allerdings lediglich als Übergangslösung gedacht. "Denn es ging immer darum, ein dauerhaftes Ersatzquartier zu schaffen, das von den Tieren langfristig angenommen wird", führt Wildenhues aus. Sie ist sehr guter Dinge, dass das Plaketten-prämierten Projekt in Leichlingen gut angekommen wird. Zwar seien Mausohr und Co. dort bislang noch nicht wieder richtig heimisch. "Wir gehen aber davon aus, dass das Quartier bald bezogen werden wird", sagt die Artenschutzbeauftragte. Erste Fledermäuse seien bereits vor der Einflugöffnung gesichtet worden.

(RP)
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