Annette Langen "Eltern - lest euren Kindern bitte vor"

Leverkusen · Deutschlands Erfolgs-Kinderbuchautorin aus Leichlingen wird für ihren Hasen Felix jetzt mit zwei Briefmarken geehrt.

Frau Langen, Ihr Hase Felix hat nun bereits seit mehr als 20 Jahren die Welt bereist. Künftig kann er das auch als Briefmarke der Post bei Sendungen in alle Welt tun. Was bedeutet es für Sie, mit dieser Figur nicht nur Millionen von Kinderherzen erreicht, sondern über Generationen hinweg auch immer neue Kinder damit begeistert zu haben?

Langen Mir bedeutet vor allem sehr viel, dass Felix zur Völkerverständigung beiträgt. Seine Bücher wurden bislang in 31 Sprachen übersetzt, Felix stand als erstes deutsches Kinderbuch 70 Wochen auf Israels Bestsellerliste. Es ist schon ein besonderes Gefühl, eine, vielleicht zwei Generationen mit meinen Büchern begleitet zu haben und ich wünsche mir, dass Felix noch viele begleiten wird.

Wie motiviert man sich, immer neue Geschichten zu erfinden beziehungsweise in Ihrem Fall ja auch immer neue Figuren?

langen Nun, ich würde eher sagen, ich bin von Ideen umzingelt. Meine Bücher sind nicht geplant, sie ergeben sich meist von selbst, aus Beobachtungen, Erlebnissen und Eindrücken.

Ein Teil Ihrer Geschichten richtet sich nicht nur an Kinder im Lese- Alter, sondern ist auch ausdrücklich zum Vorlesen gedacht. Sie selbst sind auch Botschafterin der Stiftung Lesen. Lesen Eltern ihren Kindern heutzutage zu wenig vor?

langen Leider findet das Vorlesen nur noch in 30 Prozent der deutschen Familien regelmäßig statt. Warum? Viele Eltern gestehen mir nach Lesungen: "Ich traue mich nicht, selbst vorzulesen, ich kann das nicht so perfekt, wie die Sprecher der Kinderhörspiele." Genau hier setze ich als Autorin, Referentin und Lese-Botschafterin der Stiftung Lesen an und zeige, dass Perfektion beim Vorlesen nicht notwendig ist. Eltern geben ihren Kindern dabei etwas viel Wichtigeres: Nähe und Geborgenheit, verschiedene Wege zu einer ganzen Kultur. Dazu möchte ich Impulse geben.

Wie kann ein Kind davon profitieren, wenn ihm regelmäßig vorgelesen wird - und zwar eben nicht nur in der Kita oder vom Hörspiel-Autor, sondern auch von den eigenen Eltern, vielleicht sogar auf deren Schoß?

langen Ich finde, Vorlesen ist eine der besten Investitionen in die Zukunft eines Kindes! Das belegen internationale Langzeitstudien. So haben Kinder, denen im Vorschulalter vorgelesen wurde, einen besseren Schulabschluss, können sich in der Regel besser konzentrieren und lernen schneller lesen und schreiben. Außerdem gibt Vorlesen eine kleine Auszeit vom hektischen Alltag und - wie bereits gesagt - viel Geborgenheit.

Ist unsere Gesellschaft überhaupt noch kinderfreundlich genug und wenn nicht, was müsste Ihrer Meinung nach passieren?

langen Positiv sehe ich, dass es sehr viele engagierte Ehrenamtliche gibt. Als Schirmherrin von Mentoring Coesfeld begegne ich ehrenamtlichen Lesepaten, die wöchentlich und kostenfrei Kinder mit Lese-, Sprach- oder Schreibschwierigkeiten in Eins-Zu-Eins-Betreuung fördern. Mein Eindruck ist, dass Pädagogen in der Arbeit mit Kindern, sei es nun in Kitas, Heimen oder Schulen, mit geringer Besetzung viel leisten, aber sicherlich Verstärkung gebrauchen könnten.

Noch einmal zu Felix: bekommen Sie eigentlich noch Rückmeldungen von ihren Ursprungs-Lesern?

langen Oh ja, die bekomme ich, und das Besondere ist, dass die Felix-Fans zwar erwachsen werden, aber Felix nie vergessen. So schrieb mir ein junger Mann, der in einer Cessna mit Zwischenlandungen in Island und Grönland nach Amerika geflogen ist. Und raten Sie mal, wer mit im Cockpit saß? Genau, sein altes Kuscheltier Felix! Das und die unzähligen Kinderbriefe sind die schönsten Auszeichnungen, die ich mir als Autorin wünschen kann.

PETER KORN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort