Leichlingen Emotional - Liederkranz gibt letztes Konzert

Leichlingen · Der Verein, der sich 1850 gründete, hat sich aufgelöst. Zum Abschied war es in der Aula in Leichlingen voll.

 Beim letzten Auftritt als "Liederkranz Bennert" gaben die Sänger stimmlich und auch in Sachen Gefühl alles auf der Bühne. Das Publikum dankte es mit minutenlangem Applaus.

Beim letzten Auftritt als "Liederkranz Bennert" gaben die Sänger stimmlich und auch in Sachen Gefühl alles auf der Bühne. Das Publikum dankte es mit minutenlangem Applaus.

Foto: Uwe Miserius

Es war mit Sicherheit eines der emotionalsten Konzerte, das der Liederkranz Leichlingen Bennert - beziehungsweise der Männerchor Germania Opladen - in der Aula des Gymnasiums "Am Hammer" spielte. Denn der älteste kulturtreibende Verein Leichlingens, der am 8. April 1850 in der Schule Bennert gegründet wurde, spielte unter der Leitung von Eugen Momot sein letztes Konzert. Nach über 168 Jahren Chormusik hat sich der Verein nun aufgelöst, und die verbliebenen Sänger sind dem Männerchor Germania Opladen beigetreten. Deshalb standen auf der Bühne der Aula rund 70 Sänger, die sich mit einem riesigen "Wir sagen Danke"-Banner von treuen Begleitern und Besuchern mit versierten Stimmen und bezaubernden Stücken verabschiedete.

Und so war das Motto des Abends "Melodien für Herz und Seele" nicht treffender zu formulieren. Doch vor dem letzten Auftrittder Herren stimmte Claudia Hirschfeld mit "I will follow him" aus dem Film "Sister Act" als passendes Vorspiel an der Orgel ein.

Dann feierte der Männerchor bekannte Lieder aus seinem Repertoire. So zum Beispiel Friedrich Silchers "Lindenbaum", der auch als "Am Brunnen vor dem Tore" bekannt ist. Durch ihn erlangte das ursprüngliche Gedicht den Durchbruch, wurde 1846 zum Volkslied und erschien vielfach in Schul- und Chorliederbüchern - wie damals beim Liederkranz.

Thorsten Schneider, der durchs Programm führte, stellte mit Ricardo Marinello einen besonderen Künstler vor. Denn der deutsch-italienische Opernsänger, der den verhinderten Tenor Johannes Groß vertrat, ist kein Unbekannter. Er gewann die erste Staffel der TV-Casting Show "Das Supertalent" im Jahr 2007. Damals überzeugte der erst 19-jährige nicht nur die Jury um Dieter Bohlen und Co., sondern auch die Zuschauer. Über zehn Jahre später beweist der Solist weiterhin seine ganze Klasse. Nicht nur Schuberts bekanntes "Ave Maria" verschaffte hier den Zuhörern einen Gänsehaut-Moment - auch Agustín Laras "Granada" war ein beeindruckendes Stück für seine klare und ausdrucksstarke Tenor-Stimme.

"Internationaler kann es ja hier auf der Bühne nicht mehr werden", erklärte Moderator Thorsten Schneider den Auftritt: "ein Stück über eine spanische Stadt, komponiert von einem Mexikaner, gesungen von einem Italiener in einer deutschen Stadt: Mehr geht doch nicht."

Und dennoch ging an diesem Abend noch viel - zumindest Musik fürs Herz. So kamen Stücke wie Andrew Lloyd Webbers "Schau, was Liebe ändern kann" (im Original: "Love Changes Everything") oder "Jacob's Ladder" von Arnold Kempkens beim Publikum so gut an, dass dieses zum Abschied sich ehrenvoll von den Stühlen erhob und minutenlangen Applaus spendete.

Da blieb so manches Auge eher nicht trocken, und die eine oder andere Träne war zu sehen. Aber vielleicht war es auch der Dank und die Huldigung für mehr 150 Jahre gute Chormusik, die nun im Männerchor Germania (der seit 1905 besteht) seine Fortführung finden wird.

(hawk)
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