Leichlingen Endlich im Besitz des rosa Lappen

Leichlingen · RP-Mitarbeiterin Julia Bertenburg hat den Führerschein gemacht – mit 17. Allerdings: Wenn Julia mit dem Wagen weg will, muss ein Erwachsener, der schon länger die Fahrerlaubnis hat, mitfahren. Macht nichts, dann gibt’s wenigstens noch ein paar Tipps vom Beifahrersitz.

Begleitetes Fahren ab 17: Seit dem Jahr 2005 ist‘s möglich in Nordrhein-Westfalen. Keine schlechte Idee sollte man meinen, denn Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass sich das Risiko einer Unfallbeteiligung für Fahranfänger um einiges vermindert, wenn sie nach dem Erwerb des „Lappens“ erst einmal in Begleitung eines erfahrenen Führerscheinbesitzers fahren. Wie viele Leute in meinem Alter habe ich mich dafür entschieden. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, noch ein paar Monate zu warten, aber auch nach reiflicher Überlegung waren mir keine Gründe eingefallen, die dagegen sprachen. Nur ein Motto kam mir in den Sinn: „Was man hat, hat man“. Eben.

Alles bremst, Julia nicht

Diverse Fahrstunden und einige gereizte Nerven später war es dann schließlich soweit: Ich hatte die Prüfung erfolgreich bestanden und konnte meine Fahrerlaubnis – übrigens in einem entzückenden Schweinchenrosa gehalten – beim Straßenverkehrsamt in Bergisch Gladbach abholen. Da ließ die erste Fahrt natürlich nicht lange auf sich warten. Vorfreude und ein wenig mulmiges Gefühl in der Magengegend machten sich im Vornherein gleichermaßen in der Magengegend breit. Schließlich wurde ich das erste Mal allein ins alltägliche Verkehrschaos geworfen. Nun ja, nicht ganz allein, ich habe ja ein Jahr lang noch eine Begleitung in Form meiner Eltern mit im Auto.

Aber es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, nicht mehr seinen Fahrlehrer neben sich zu haben. Niemand, der einem sagt, wie schwungvoll man mal wieder um die Kurve gebraust war („Alle bremsen, nur Julia nicht“) oder am Ende einer Fahrstunde ermunternde Worte aussprach („Du bist heute so gut gefahren, hast du irgendwelche Drogen oder Medikamente genommen?“).

Zurück zur ersten Fahrt. Die erste Hürde bestand darin, das Auto aus der heimischen und meiner Meinung nach viel zu engen Einfahrt zu bugsieren. Immer darauf bedacht, nicht in die Steinmauer des Nachbarn zu krachen, fuhr ich langsam rückwärts, mit meinem Vater auf dem Beifahrersitz. Der Rest der Familie hatte sich im Vorfeld schon Horrorszenarien ausgemalt, in denen sie mich nie wieder lebend sahen oder – und das war der Fall bei meinem Bruder – sich nur um das Wohl des Autos gesorgt.

Die Fahrt führte mich nach Solingen über eine mir vertraute Strecke, die ich mit meinem Fahrlehrer oft genug abgefahren war. Die anfängliche Nervosität verschwand allmählich, die Routine kehrte langsam wieder zurück, und die Fahrt verlief ohne irgendwelche Zwischenfälle. In den nächsten Tagen fühlte ich mich so, als ob ich nie etwas anderes gemacht hätte. Sicher, ein paar Probleme gibt‘s immer: Als Führerscheinneuling ist man ja noch peinlich genau darauf bedacht, die vorgegebene Geschwindigkeit einzuhalten, zumal man sich in der Probezeit befindet und der Spielraum des Überschreitens eingeschränkt ist. Dass das auf Unverständnis beim Hintermann stößt, ist ja abzusehen. Die Kerle hängen einem an der Stoßstange, als gäbe es kein Morgen. Und auch bei kniffligen Rechts-vor-Links-Stellen wird kein Pardon gezeigt: Man will sich nur richtig vergewissern, dass auch wirklich niemand kommt, schon ertönt von hinten ein lautes Hupen.

Fahrpraxis unter Aufsicht

Mein Fazit nach den ersten paar Wochen als frischgebackene Fahranfängerin: „Begleitetes Fahren ab 17“ hat Vor- und Nachteile. Unabhängigkeit erlangt man nicht. Aber: Durch ein zusätzliches Jahr an Fahrpraxis unter Aufsicht können Jugendliche an Fahrsicherheit gewinnen. Es ist hilfreich, noch jemanden neben sich sitzen zu haben, der in schwierigen Situationen nützliche Tipps geben kann. Und die Zeit bis zum Erwerb des richtigen Führerscheins geht schneller vorbei, als man denkt Hoffe ich jedenfalls.

(RP)
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