Leverkusen Geschäfteschwund im Höhendorf

Leverkusen · Immer mehr Geschäfte und Restaurants i in Witzhelden schließen. Unter anderem der Herrenausstatter Pickard und der Buch- und Schreibwarenladen Sasse.

 Ende des Jahres macht der Buch- und Schreibwarenladen Sasse am Witzheldener Markt zu. Die Poststelle zieht an die Hauptstraße um. Unter anderem auch Alexander Pickard gibt seinen Herrenausstatter-Laden auf.

Ende des Jahres macht der Buch- und Schreibwarenladen Sasse am Witzheldener Markt zu. Die Poststelle zieht an die Hauptstraße um. Unter anderem auch Alexander Pickard gibt seinen Herrenausstatter-Laden auf.

Foto: Uwe Miserius

Noch vor wenigen Monaten hat Witzhelden die Bronzemedaille im Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" gewonnen. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch die günstige Perspektive der wirtschaftlichen Strukturen. Für das Höhendorf ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema mittlerweile dringender denn je: Immer mehr Geschäfte und Restaurants schließen. So gibt der Herrenausstatter Alexander Pickard sein Geschäft an der Solinger Straße zum Ende dieses Jahres auf. Derzeit ist Totalräumungsverkauf auf die L- bis 6XL-Männermode. "Es ist sowohl eine wirtschaftliche als auch eine persönliche Entscheidung", sagt der Textileinzelhandelskaufmann.

Denn er sieht eine Welle auf sich zukommen, die er nicht wird brechen können: Die junge Generation kann mit einem Herrenausstatter auf 100 Quadratmetern Verkaufsfläche schlichtweg nichts anfangen. "Die jungen Leute haben in ihrem Leben gelernt, dass Textilien günstig und 24 Stunden am Tag zu kaufen sind. Vor allem aber haben sie ein riesiges Angebot", sagt Alexander Pickard. Diese Kundschaft bricht ihm auf Dauer komplett weg, so dass er sich entschlossen hat, bereits jetzt sein Geschäft zu schließen und ein anderes berufliches Angebot anzunehmen. Aus gesundheitlichen Gründen gibt Ulrike Sasse ihren Buch- und Schreibwarenladen samt Poststelle am Witzheldener Markt zum 31. Dezember auf. Auch bei ihr hat der Schlussverkauf längst begonnen. "Hat unser Dorf Zukunft?", fragt Sasse kritisch. Die Poststelle zieht in das Platthaus-Gebäude an der Hauptstraße. Barrierefrei ist das dortige Ladenlokal indes noch nicht, außerdem abgelegen vom Ortszentrum. Die Gesundheit gibt auch den Ausschlag dafür, dass im nächsten Jahr das Kiosk auf der Solinger Straße am Busbahnhof schließt. "Ein genauer Termin steht noch nicht fest", sagt Angelika Hünerbein.

Piano Enzenauer wird Witzhelden schon zum Ende des Jahres den Rücken kehren - allerdings nicht aus geschäftlicher Not, sondern langfristig geplant. "Es war von Anfang an klar, dass wir hier nur für zwei bis drei Jahre unterkommen", betont Jan Enzenauer. In der Zeit wurden Am Markt 30 für andere Händler Instrumente aufgearbeitet und neue entwickelt. Die Rechnung sei voll aufgegangen, man habe eine gute Zeit in Witzhelden gehabt. Hier zu bleiben ist für das Burscheider Unternehmen allerdings ausgeschlossen - nicht zuletzt, weil die Parkplatzsituation rund um das Ladenlokal unbefriedigend ist. Die Liste aktuell oder bald leerstehender Geschäfte ließe sich fortsetzen - mit dem Spielwarengeschäft an der Solinger Straße oder dem Restaurant Herzbachtal beispielsweise, das nach dem Tod des Betreibers nun zum Verkauf steht.

Die Fahrschule Hahn ist eines der wenigen Beispiele, die sich dem Trend widersetzen: "Wir überlegen sogar zu expandieren", sagt Fahrschullehrer Hennes Hahn.

(inbo)
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