Leichlingen Gymnasiasten lernen jetzt selbstständig

Leichlingen · Im nächsten Schuljahr wird am Gymnasium Leichlingen das sogenannte Dalton-Konzept eingeführt. Dabei erhalten die Schüler täglich zwei Stunden die Möglichkeit, eigenverantwortlich in den Fächern ihrer Wahl selbstständig zu lernen.

 Das Dalton-Konzept erklären Schulleiter Christoph Bräunl und die Mitglieder der Steuerungsgruppe Angelika Haase- Krautz und Jendrick Gamböck (v.l.).

Das Dalton-Konzept erklären Schulleiter Christoph Bräunl und die Mitglieder der Steuerungsgruppe Angelika Haase- Krautz und Jendrick Gamböck (v.l.).

Foto: Ralph Matzerath

Zum kommenden Schuljahr setzt das städtische Gymnasium das Dalton-Konzept in den Jahrgangsstufen fünf bis neun um: Es erfordert eine große Umstellung in den Köpfen, ist aber zugleich eine enorme Chance. Davon ist Schulleiter Christoph Bräunl überzeugt. Das Lernmodell soll das eigenverantwortliche und selbstständige Lernen der Schüler fördern. "Wir brechen damit das enge Korsett des Ganztagsunterrichts auf und geben den Schülern die Möglichkeit, zweimal am Tag ihre Zeit selbst zu planen", sagt Bräunl.

Im Gymnasium in Alsdorf hat er sich mit dem Lehrerkollegium angeschaut, wie die Umsetzung des Dalton-Konzeptes funktioniert. "Diese Ruhe in den Gesichtern der Schüler und Lehrer hat mich begeistert und überzeugt", berichtet der Schulleiter. Gesucht hatten die Lehrer des hiesigen Gymnasiums schon länger nach einer Möglichkeit, die Selbstständigkeit der Schüler zu fördern. In einigen Fächern kommen Wochenarbeitspläne der Idee bereits jetzt sehr nah.

"Dalton aber ist ein verbindendes Konzept für alle Fächer und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz", erklärt Jendrik Gamböck, Studiendirektor für Schulentwicklung und Leiter der Steuerungsgruppe, die das Konzept für das Gymnasium entwickelt. Die Schule wird damit den Anforderungen durch den Ganztagsunterricht und durch G8 gerecht. "Wir haben eine ungeheure inhaltliche Verdichtung durch das Abitur nach acht Jahren. In traditionellen Unterrichtsformen ist das nicht mehr machbar. Die Selbstständigkeit soll die Schüler entlasten", erklärt Gamböck.

Zukünftig werden die Gymnasiasten zehn Stunden in der Woche sogenannte Dalton-Stunden haben - zwei am Tag, und zwar in der besten Unterrichtszeit am Vormittag. Darin bearbeiten sie selbstständig Themen, die ihnen ein auf fünf Wochen angelegter Lernplan vorgibt. Die Inhalte werden zuvor im Fachunterricht der Klasse besprochen, die zehnte Stunde findet ebenfalls beim Fachlehrer der Klasse statt.

Was die Jugendlichen in der einzelnen Dalton-Stunde machen, entscheiden die Schüler selbst - je nachdem, ob sie mit einem Thema schon fertig sind oder sich einem anderen intensiver widmen möchten. Wo sie arbeiten, bestimmen sie ebenfalls selbst: 25 Lehrer stehen in den Dalton-Stunden in verschiedenen Räumen zur Verfügung, um Fragen zu beantworten. Will ein Schüler also Englisch lernen, wählt er einen Raum, in dem er einen Englisch-Lehrer als Ansprechpartner hat. "Wir versprechen uns davon mehr Netto-Beratungszeit für jeden einzelnen, weil der Lehrer nicht mehr 30 Schüler gleichzeitig unterrichtet", sagt Angelika Haase-Krautz, Studiendirektorin für individuelle Förderung. Ziel sei es zudem, die Zusammenarbeit der Schüler zu fördern, da Jugendliche unterschiedlicher Jahrgangsstufen zusammenkämen. "Zwei Stunden am Tag nicht im Klassenverband zu arbeiten, kann auch Spannungen abbauen", sagt Bräunl. Jeder dürfe wählen, mit wem er in eine Dalton-Stunde gehe.

Ein Problem, das mit der Umsetzung des Konzeptes ebenfalls endgültig gelöst werden könnte, ist das der Hausaufgaben. "Die Aufgaben sollen mengenmäßig in der Schule bearbeitbar sein", sagt Gamböck, betont aber auch, dass das Pensum der Lehr- und Lerninhalte dasselbe bleibe wie bisher.

Bis zum kommenden Schuljahr muss die Steuerungsgruppe nun die Stundentafel überarbeiten und festlegen, welches Fach in welchem Schuljahr mit wie vielen Stunden unterrichtet wird. Außerdem entwickelt das Kollegium derzeit die künftigen Lernpläne. "Es ist eine äußerst spannende Zeit, es steckt viel Aufbruch dahinter, der zugleich verbindet", meint Bräunl.

(inbo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort