Leichlingen Haus für Flüchtlinge: Stadt baut Gerüchten vor

Leichlingen · 340 Asylbewerber leben in Leichlingen. 233 von ihnen in Mietshäusern. Zwei Familien kommen jetzt nach Unterbüscherhof.

Es kommt nicht oft vor, dass die Stadtverwaltung Leichlingen morgens anruft, um für mittags zu einem Gespräch einzuladen. Der Anlass für die gestrige Pressekonferenz war jedoch dringend, das machte Bürgermeister Frank Steffes bereits bei der Begrüßung unmissverständlich klar.

Im Internet kursierten Gerüchte über eine neue Flüchtlingsunterkunft, die die Verwaltung in einem Privathaus in Unterbüscherhof angeblich für 20 junge Männer einrichten wolle, teilte der Bürgermeister mit. Das sei zwar "völliger Blödsinn", aber bevor sich diese Falschinformation verselbstständige, gehe er jetzt lieber frühzeitig mit den richtigen Fakten an die Öffentlichkeit, "obwohl wir das normalerweise in diesem Stadium noch nicht tun".

Es gehe tatsächlich um ein etwa 200 Quadratmeter großes Privathaus, das die Stadt gekauft habe und in dem vermutlich zwei Flüchtlings-Familien untergebracht werden sollen. "Normalerweise informieren wir bei einer Aktion dieser Größenordnung immer die Nachbarschaft, wenn das Eigentum in unseren Besitz übergegangen ist", erläuterte der Bürgermeister. Dies sei auch hier geplant gewesen, "doch dann haben uns die Spekulationen im Internet überrollt." Der Hauskauf in Unterbüscherhof ist nach Auskunft des Verwaltungschefs ein Vorgang, wie er ständig überall im Stadtgebiet vollzogen wird. Das Konzept sei nun mal, die Menschen in normalen Wohngebieten unterzubringen, damit die Integration schneller erfolge: "Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht", sagt Steffes, "und dabei bleiben wir auch."

Romana Arendes vom städtischen Sozialamt betonte gestern, es handele sich bei all den von der Verwaltung vermittelten Mietern um anerkannte Flüchtlinge, die mindestens drei Jahre bleiben werden. "Mit der dezentralen Unterbringung haben wir bisher nur gute Erfahrungen gemacht." Auch die Nachbarn reagierten in aller Regel sehr positiv.

340 Asylbewerber leben zur Zeit in Leichlingen. 233 von ihnen konnten bisher in Mietverhältnisse vermittelt werden. Wie hoch die Bereitschaft dieser Menschen ist, sich in der Blütenstadt einzuleben, berichtete Steffes gestern anhand einer Informations-Veranstaltung im Bürgerhaus, bei der es um Mülltrennung ging.

"Wir hatten 75 Sitzplätze im Weyermannsaal zur Verfügung, aber schließlich 120 Besucher unterzubringen. Wenn das kein Integrationswille ist . . . "

Für die jetzige Immobilie in Unterbüscherhof habe die Stadt übrigens weitaus weniger bezahlt als die im Internet kolportierten 400.000 Euro. "Und das Grundstück bleibt uns als Wert ja in jedem Fall erhalten." In den kommenden Wochen soll das Gebäude renoviert und für die Doppelnutzung durch zwei Familien hergerichtet werden. Ende Juli, Anfang August können die neuen Mieter dann einziehen.

Die von manchen so misstrauisch beäugten "alleinstehenden jungen Männer" hat die Stadtverwaltung übrigens in den Bauhof-Wohnungen am Stockberg untergebracht. "Und auch dort gibt es keine Schwierigkeiten", lobte Steffes.

(RP)
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