Rhein-Berg Immer mehr ältere Menschen rutschen in die Armut ab

Rhein-Berg · Trotz steigender Beschäftigungszahlen auf dem Arbeitsmarkt ist der Bedarf an Schuldnerberatungen ungebrochen. Dieser Schluss lässt sich zumindest aus dem Jahresbericht der Beratungsstelle in Wermelskirchen ziehen, deren Angebote im vergangenen Jahr unter anderem 13 Leichlinger in Anspruch nahmen, weil die Beratungsstelle in der Blütenstadt eingestellt werden musste.

 Der Bedarf an Schuldnerberatugen bei Senioren ist hoch. Ein Indikator für die finanzielle Situation vieler Haushalte.

Der Bedarf an Schuldnerberatugen bei Senioren ist hoch. Ein Indikator für die finanzielle Situation vieler Haushalte.

Foto: dpa, cas cul

Was in der Auswertung deutlich wird: Altersarmut wird auch im Kreis deutlich spürbar. "Die Zahl der Ratsuchenden über 60 Jahre nimmt weiter zu", betont Schuldnerberaterin Jutta Paulig. Der Anteil beträgt 13 Prozent (40 Beratungen in 2015). Den größten Anteil - knapp 30 Prozent - macht die Altersklasse "31 bis 40 Jahre" (86 Beratungen) aus. "Überschuldung ist weniger das Resultat von verschwenderischem Konsum oder einer unangemessenen Lebensführung. Vielmehr ist es eine Folge kritischer Lebenssituationen - häufig ist eine Kettenreaktion solcher Krisen zu beobachten", sagt Paulig.

Ziel jeder Beratung ist die Schuldenfreiheit. "Häufig ist aber auch die Abwendung einer weiteren Verschlechterung der finanziellen Situation ein Erfolg", gibt die Schuldnerberaterin zu. Der größte Teil der Überschuldeten habe Schulden bis 10.000 Euro. Energiekosten, Kleinkredite für Auto, Rundfunkgebühren oder Handyrechnungen können dafür ausschlaggebend sein.

Im vorigen Jahr kamen 502 Ratsuchende in die offene Sprechstunde der Beratung, weitere 333 vereinbarten feste Termine. Hinzu kommt noch die hohe Zahl an Anrufen: 1281 Anfragen nahm das Team der Schuldnerberatung entgegen. Paulig: "Uns gelingt es, allen Ratsuchenden ohne lange Wartezeiten unsere Unterstützung anzubieten."

Eine noch nicht einzuschätzende Bedarfsgruppe werde womöglich die der Flüchtlinge sein, sagt Paulig. "Die Erfahrung anderer Städte zeigt, dass sich Mobilfunkanbieter die schlechten bzw. nicht vorhandenen Sprachkenntnisse von Asylbewerbern zunutze machen", betont Paulig. Man könne nur hoffen, dass die Asylbewerber rechtzeitig vor solchen Handyfallen gewarnt werden.

Zudem sei wichtig, schon junge Leute in Sachen Finanzkompetenz zu schulen. Paulig: "Der Umgang mit Geld muss früh erlernt werden."

(RP)
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