Leichlingen Jugendweihe erhält immer mehr Zulauf

Leichlingen · Für Jugendliche, die nach einem Sinn im Leben suchen, an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen, aber nicht an Gott glauben, gibt es in Wuppertal die Möglichkeit der Jugendweihe. Auch ein Teenager aus Witzhelden war jüngst dabei.

 "Wir sind nicht religiös, sondern atheistisch im Sinne des Humanismus erzogen": Daher entschieden sich Nico (l.) und Robin Bischoff für die Jugendweihe in Wuppertal, die sich inzwischen Jugendfeier nennt.

"Wir sind nicht religiös, sondern atheistisch im Sinne des Humanismus erzogen": Daher entschieden sich Nico (l.) und Robin Bischoff für die Jugendweihe in Wuppertal, die sich inzwischen Jugendfeier nennt.

Foto: Ina Bodenröder

Kommunion, Konfirmation, Firmung: Die verschiedenen Lebensstationen im christlichen Kalender stehen für viele Kinder fast von Geburt an fest. Der Schritt in die Aufnahme der Gemeinde, die Bestätigung des Glaubens und der Beginn des Erwachsenenlebens - hierzulande üblich und gängig. Was aber machen Nicht-Gläubige, die den Übergang von einem Lebensabschnitt in den nächsten feiern möchten?

Für neun von ihnen haben der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) und der Verein der Freidenker Wuppertal zuletzt in Wuppertal eine Jugendfeier in der Tradition der humanistischen Jugendweihe ausgerichtet. Die Zahl der Jugendlichen, die ohne religiösen Hintergrund ihre Kindheit symbolisch zurücklassen wollen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Auch der Witzheldener Teenager Robin Bischoff hat sich diesmal dafür entschieden. Sein Bruder Nico, selbst vor sieben Jahren mit drei Gleichgesinnten zur Jugendweihe gegangen, hielt diesmal die Festrede vor rund 200 Familienangehörigen und Freunden der Jugendlichen.

"Ich bin nicht getauft. Es ist mir trotzdem wichtig, den Übergang ins Erwachsenenleben zu feiern, aber eben ohne Religion", begründete der 14-jährige Robin seine Entscheidung. An zwei Wochenenden hatte er sich zuvor mit Gleichaltrigen aus ganz Nordrhein-Westfalen im humanistischen Sinn vorbereitet, Themen wie Verantwortung, Selbstbestimmung, Respekt, Chancengleichheit oder Toleranz behandelt. Auch den Ablauf der Feier haben sie selbst bestimmt und mitgestaltet.

Die Jugendweihe hat indes eine lange Tradition. Entstanden ist sie bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, organisiert wurden sie in diesen Anfängen von freireligiösen Gemeinden, Freidenkern oder liberal eingestellten Bürgern. Unterstützung gab es von der Arbeiterbewegung. Die Nationalsozialisten verboten die Jugendweihe, von der DDR-Führung wurde sie für ihre Zwecke vereinnahmt. Zur Abgrenzung davon nennt der HVD die Veranstaltung deshalb auch nicht mehr Jugendweihe, sondern Jugendfeier. "Wir sind nicht religiös, sondern atheistisch im Sinne des Humanismus erzogen", erzählte der 20-jährige Nico Bischoff.

Die Eltern von Robin und Nico haben den Brüdern diese Feier bewusst geschenkt. "Schließlich ist es ein wichtiger Schritt zu mehr Eigenverantwortung und Selbstständigkeit", sagte Nico Bischoff. Richtig damit auseinandergesetzt habe er sich tatsächlich aber erst einige Zeit nach seiner eigenen Jugendfeier. Wie er, so sagte er, suchten schließlich immer mehr junge Menschen nach dem Sinn im Leben. Dabei lägen die humanistischen Werte gar nicht weit entfernt von den christlichen - nur eben ohne den Bezug zu Gott.

(inbo)
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