Leichlingen "Kathedrale unter der Erde" saniert

Leichlingen · Der Trinkwasser-Speicher Wacholder sichert die Versorgung Leichlingens und besticht auch durch seine Ästhetik.

 Das Innere des Trinkwasser-Hochbehälters ist restauriert. Das Bauwerk sichert die zuverlässige Wasserversorgung Leichlingens.

Das Innere des Trinkwasser-Hochbehälters ist restauriert. Das Bauwerk sichert die zuverlässige Wasserversorgung Leichlingens.

Foto: MATZERATH

Er gehört zu der Art von Bauwerken, an dem selbst Einheimische vorbeifahren, ohne genau zu wissen, was es tatsächlich ist: Der Trinkwasser-Hochbehälter Wachholder, versteckt unter einem großen Erdhügel neben der Kirchstraße, mitten auf einer grünen Wiese und hoch eingezäunt, wird oft für einen alten Bunker gehalten. Tatsächlich aber ist das Bauwerk etwas ganz Besonderes, eine "Kathedrale unter der Erde", wie der Sachverständige Professor Dr. Manfred Breitbach schwärmt.

Im Gegensatz zur interessanten Bauart ist seine Funktion eher profan: Der Behälter sichert die konstante Trinkwasserversorgung der Leichlinger, indem er bis zu zwei Millionen Liter Wasser speichern kann. In den letzten Monaten wurde das Bauwerk aufwändig saniert. Seit 1965 fließt das Wasser aus der Dhünntalsperre in den Speicher in Wachholder, die Stadtwerke hatten ihn damals eigens errichten lassen. "Dieser Trinkwasser-Hochbehälter ist ein Sonderbauwerk", erklärt Breitbach, der die Sanierung begleitet hat: Als Kuppelbehälter hat er keine Stützen, an seiner höchsten Stelle in der Erde ist die Decke gerade einmal zwölf Zentimeter dick. Von außen lagern rund 80 Zentimeter Erde darauf. Die Akustik im Inneren - derzeit ohne Wasser - ist phänomenal: Echo ist eine schwer untertriebene Beschreibung, wenn man dem langen Nachhall des eigenen Wortes lauscht. Normale Gespräche kommen dem Lärm eines Bahnhofes gleich oder erinnern an die Geräuschkulisse auf einer Technoparty. In den letzten Monaten hat das mehr als 50 Jahre alte Bauwerk eine dichte, fugenlose mineralische Spritzbetonschale bekommen, zwölf Tonnen Stahl wurden eingebracht. Denn eindringende Feuchtigkeit war offenbar von Anfang an das Problem des Behälters. "Wir haben das an verschiedenen Injektionsversuchen und an der später eingebrachten Folie gesehen", berichtete Breitbach. Allein, dicht war er bis zuletzt nicht und damit mit den strengen Hygienevorschriften für Wasser nicht länger vereinbar. Die Art und Weise, wie er jetzt saniert wurde, ist laut des Professors bundesweit bei vergleichbaren Behältern einmalig.

Dabei haben die Fachleute nicht nur auf Funktionalität, sondern auch auf die Ästhetik des Bauwerkes geachtet: Die grauen Oberflächen sind spiegelglatt, die weiße Decke wirkt erhaben. Wenn der Vorratsspeicher Anfang Juni wieder in Betrieb geht, sollen so schnell keine neuen Reparaturen notwendig werden: Eigentümer Stadtwerke Leichlingen und Betreiber EVL rechnen nun mit einer Haltbarkeit von mindestens 40 Jahren. Immerhin haben die Stadtwerke 1,2 Millionen Euro investiert. Wieder im Betrieb, wird der Behälter nur noch einmal im Jahr kontrolliert. Wöchentlich aber wird es eine Wasserkontrolle geben, bei der die Keime überprüft werden. Nicht ganz so detailliert wird es bei der täglichen Wasserschau zugehen: Mit einem Blick wird ein Mitarbeiter dann feststellen, ob das Wasser sauber aussieht. Im letzten Projektabschnitt verlegen die Arbeiter in den nächsten Wochen noch Rohrleitungen und desinfizieren den Wasserbehälter. Danach trägt er wieder dazu bei, dass auch in den Halbzeitpausen eines wichtigen Fußballspiels das Wasser ohne Druckschwankungen aus den Leichlinger Leitungen kommt.

(inbo)
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