Leichlingen "Kultur im Schloss": Cipolla zeigt große Literatur auf kleiner Bühne

Leichlingen · Die Schachnovelle von Stefan Zweig zählt zur Weltliteratur. Dem Österreicher, der sich 1942 für den Freitod entschied, gelang es, dem Leser zu zeigen, wie er sich selbst sah, und in welchem Kontext er damals dem Nationalsozialismus gegenüberstand.

 Ein Puppenspiel für Erwachsene der besonderen Art zauberten die Cipolla-Bühne und das Metropol-Ensemble ins Schloss.

Ein Puppenspiel für Erwachsene der besonderen Art zauberten die Cipolla-Bühne und das Metropol-Ensemble ins Schloss.

Foto: uwe miserius

Nun bestaunten Zuschauer der "Kultur im Schloss" ein Puppenspiel für Erwachsene der besonderen Art. Die Cipolla Bühne und das Metropol Ensemble in Namen von Sebastian Kautz und Gero John brachten die Schachnovelle auf die kleine Bühne des Schlosses Eicherhof. "Willkommen an Bord. Hier auf dem Schiff finden Sie Mut, sich zu besinnen, was mit Ihnen geschehen ist. Und warten Sie ab, was mit Ihnen erst geschehen wird", erklärte eine Ratte mit leicht gruseliger Stimme zu Beginn des Puppenspiels. Sie nahm den Zuschauer mit in eine abstrakte Welt des Puppenspiels. Im Zentrum des Stücks stand, wie im Buch, die Konfrontation der psychischen Abgründe, die ein Gefangener der Gestapo erlebte. Das Schachspiel spielte anfangs nur die Rolle einer bloßen Unterhaltung und erhielt erst durch die Figur des Gefangenen Dr. B., der sich während seiner Haft mit Schach beschäftigte, seine tiefere Bedeutung.

Dabei erzählten die beiden Künstler die Geschichte auf so abstrakte Weise, dass die Zuschauer mit purer Faszination folgten. Unter anderem öffnete die erwähnte Seeratte mit dem Satz "Je mehr jemand sich begrenzt, umso mehr ist er dem Unendlichen nahe" die Schädeldecke vom amtierenden Schachweltmeister Mirko Czentovic. Es ist ein Genuss, Kautz und John bei der Arbeit zuzusehen. Jeder Handgriff sitzt, jeder Ton stimmt mit der Harmonie und der Abstraktheit des Stückes überein. Daher war es für Ute Gerharts von der Stadt Leichlingen selbstverständlich, dass beide Künstler zum dritten Mal ein Stück im Schloss vorspielen durften. "Das Stück haben die beiden eigentlich für eine größere Bühne geschrieben, aber da sie die Spielstätte kannten, haben sie sich entschieden, unser Publikum zu begeistern", sagte sie, und Kautz bekräftigte: "Normalerweise hat das Stück mehr Tiefe und wirkt besonders auf der Theaterbühne. Aber: Platz ist in der kleinsten Hütte."

Woran die Cipolla Bühne gerade arbeitet, wurde nicht verraten. Aber sobald sie mit dem neuen Stück auf Tour gehen, werden die beiden Bremer sicher im Schloss vorbeischauen. "Bis dahin kann man bei uns ja noch weitere Veranstaltungen anschauen", sagte Gerharts mit Verweis auf ein A-Capella-Sextett soll mit Vocal-Musik, das am 10. Januar 2016 auftreten soll.

www.schloss-eicherhof.de

(hawk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort