Leichlingen Leichlingens gefährlichste Baustelle

Leichlingen · Seit sieben Monaten behindert ein Erdloch an der Sperberstraße die Anwohner. Grund: Der Boden ist rutschig wie Moor.

 Mondlandschaft in der Sperberstraße. Seit mittlerweile sieben Monaten ruht die Baustelle, was laut Stadtverwaltung allerdings nur der Sicherheit aller Beteiligten dient.

Mondlandschaft in der Sperberstraße. Seit mittlerweile sieben Monaten ruht die Baustelle, was laut Stadtverwaltung allerdings nur der Sicherheit aller Beteiligten dient.

Foto: Ralph Matzerath

Am Eulenweg ist es gemütlich. Die Anwohner dort fühlen sich wohl. Wenn die Sperberstraße nur nicht wäre: Seit sieben Monaten nervt ein Erdloch die Anlieger in einem der schönsten Leichlinger Wohngebiete gewaltig. Die Straße ist gesperrt, die Umleitung mitsamt Ausweichmanövern wäre man lieber heute als morgen los. "Mal sieht man Bauarbeiter, dann geschieht tagelang wieder nichts - wir wissen überhaupt nicht, wie es dort weitergeht", meldete sich jetzt ein Eulenweg-Anwohner, der betonte, auch für die Nachbarn zu sprechen. Er fragt: "Tut die Stadt denn nichts?" Jürgen Scholze leitet das Tiefbauamt der Stadt. Er tut jede Menge. Gerade erst hat er Ausschreibungen für ganz besondere Arbeiten in der Baugrube auf den Weg gebracht. Denn das Loch in der Sperberstraße ist nicht wie jedes andere.

 Rutscht immer weiter: der Boden an der Sperberstraße.

Rutscht immer weiter: der Boden an der Sperberstraße.

Foto: Stadt

Rückblende: Es war im Oktober, als an der Sperberstraße plötzlich die Fahrbahn mehrere Meter tief einbrach. Zuvor waren dort, wie im gesamten Stadtgebiet, Kanäle für die Breitbandversorgung verlegt worden. "Bei den Spülbohrungen sind wir auf eine wasserführende Schicht gestoßen", berichtete Scholze seinerzeit. Besonders verwunderlich schien das am Anfang nicht, sind in den Landkarten aus den 1930er Jahren an der Stelle doch sogenannte Böschungsschraffen eingezeichnet. Sie ließen darauf schließen, dass dort ehemals ein Siefen war - ein kleines Tal möglicherweise mit Quellbach. Mit einer Rammsondierung untersuchten Fachleute rund fünf Meter tief den Untergrund. Ein 50 Kilo schweres Gewicht wurde dazu in den Boden gerammt - was von außen betrachtet allerdings erstaunlich leicht und schnell ging. "Das scheint kein fester Untergrund zu sein", mutmaßte Scholze damals. Heute sagt er: "Die Bodenbeschaffenheit ist völlig untypisch für unsere Gegend, sie ähnelt mehr der norddeutschen Tiefebene mit Löß und ihren Mooren." Der Boden macht die Baustelle zu einem gefährlichen Ort: "Würden wir einfach so wie ursprünglich geplant weiter arbeiten, könnte der Bagger bei einem weiteren Erdrutsch ins Loch gezogen werden." Sechs Meter hohe Spundwände sollen den Berg nun stabilisieren. Doch das kann nicht jede Firma. Die Anwohner werden sich noch länger gedulden müssen.

(RP)
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