Leichlingen Malerei mit Blumen, Zweigen und Wurzeln in Ikebana übersetzt

Leichlingen · Noch füllt das zarte Grün nicht die Kronen der lang aufstrebenden Bäume im Frühlingswald. Dieses Gemälde des 2016 verstorbenen Leichlinger Malers Herbert Salzburg hat Anita Bachlechner spontan zu einer Umsetzung mit ihren Mitteln inspiriert, die ab heute in dessen ehemaligem Atelier zu sehen ist. Sie benutzt weder Pinsel noch Farbe, sondern lebendige Pflanzenteile und besondere Gefäße. Während eines mehrjährigen Japan-Aufenthalts begann sie mit Ikebana, und zwar nach der modernen Sogetsu-Schule. Inzwischen gibt sie ihre Kenntnisse in Kursen der Langenfelder Volkshochschule weiter, als Nachfolgerin von Gudrun Beils, die dort lange unterrichtet hat.

 Wie die Sonnenschirme auf Herbert Salzburgs Strandbild hat Ikebana-Künstlerin Anita Bachlechner aufspringende Mohnblüten angeordnet.

Wie die Sonnenschirme auf Herbert Salzburgs Strandbild hat Ikebana-Künstlerin Anita Bachlechner aufspringende Mohnblüten angeordnet.

Foto: Foto Uwe Miserius

Anita Bachlechners Antwort auf das Gemälde steht direkt darunter. Es sind hoch aufstrebende Zweige der Bänderweide, die auch aufspringende Kätzchen trägt, deren Stängel aber breit und platt sind. Sie entsprechen der Form von Salzburgs Baumstämmen. Der Jahreszeit entsprechend hat sie zu deren Füßen kurz geschnittene Osterglocken gesetzt, die gestern noch in Knospe waren und sich wahrscheinlich heute langsam öffnen. Ikebana ist vergänglich und verändert sich kontinuierlich wie jedes Lebewesen. Eigentlich bezeichnet es die Phase des Tuns, und da kommt es weniger auf die Haltbarkeit eines Gestecks an. Wer jedoch eine Wochenend-Ausstellung vorbereitet wie es Anita Bachlechner einzeln zum ersten Mal tut, muss noch Ersatzmaterial haben, um nacharbeiten zu können, falls nötig. Bei dieser Arbeit wird es wahrscheinlich nicht nötig sein, auch nicht bei der benachbarten zu Salzburgs Vulkan-Bild in Grau- und Rosa-Nuancen, die sich in der Kombination von weißen Tulpen und teilweise entblätterten Kirschblütenzweigen wiederfinden. Das schwarze Gefäß in der Form eines auf die Spitze gestellten Würfels entspricht der Vulkan-Formation.

Weniger haltbar sind vermutlich die dicken Mohnblüten aus Italien, die einem Strandbild mit aufgespannten bunten Sonnenschirmen entsprechen. Aber die leicht geneigten Stängel erfüllen einen Sogetsu-Grundsatz, nämlich Parallelitäten zu vermeiden. Die Grundform verlangt die Anordnung in drei Höhen als Himmel, Erde und Mensch. Die Sogetsu-Grundformen, zu denen es acht Variationen gibt, zeigen zwei Miniaturen, eine in aufrechter Vase und die Alternative in der flachen Schale. Anita Bachlechner hat zum ersten Mal zu Bildern gearbeitet. Das Angebot von Claudia Salzburg, die auf diese Weise Bildern ihres verstorbenen Mannes Aufmerksamkeit verschafft, fand sie jedenfalls sehr reizvoll.

Ikebana-Ausstellung im Atelier im Mond, Neukirchener Straße 23. Geöffnet heute, 16. März, von 16 bis 19 Uhr, am Samstag 11 bis 18 und am Sonntag 11 bis 17 Uhr.

(mkl)
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