Leichlingen Rathaus-Nachbarn fürchten um ihre Wohnungen

Leichlingen · Nachdem von der Politik beschlossen wurde, das Ärztehaus in die Planungen für die Neugestaltung der Innenstadt einzubeziehen, sind die dort lebenden Familien besorgt, dass sie demnächst aus ihren Mietwohnungen raus müssen.

 Mirko Mörstedt wohnt schon seit einigen Jahren im Ärztehaus (im Hintergrund). Dort seien derzeit alle Nachbarn "in Alarm-Stimmung".

Mirko Mörstedt wohnt schon seit einigen Jahren im Ärztehaus (im Hintergrund). Dort seien derzeit alle Nachbarn "in Alarm-Stimmung".

Foto: Uwe Miserius

An der Bürgerbefragung voriges Jahr habe er teilgenommen. "Selbstverständlich", fügt Mirko Mörstedt an. Er habe sich sehr gefreut über das Votum, beide Stadtparks nicht zu bebauen. Aber die Freude sei inzwischen großer Sorge gewichen. "Bei uns und unseren Nachbarn herrscht Alarm-Stimmung", sagt der 47-Jährige. Denn während die Parks aktuell nicht mehr für eine Bebauung im Zuge der Innenstadt-Umgestaltung in Frage kommen, muss womöglich die Mietwohnung der Mörstedts einem Einkaufscenter weichen.

Die Familie wohnt im Rathaus-Nebengebäude, dem so genannten Ärztehaus. Dieser Standort wird nach dem Beschluss der Politik in die Innenstadt-Planungen einbezogen. Die Überlegung: Werden im Bereich von Ärztehaus und Rathaus samt Parkplatz ein großer Supermarkt und weiteres Gewerbe angesiedelt, wäre auf der anderen Seite der Neukirchener Straße, im Bereich von Rewe-Kaufpark und Tankstelle, der Weg frei für eine attraktive Gestaltung des Wupperufers.

"Jetzt sind wir mittendrin in der Schlacht um die Stadtmitte", sagt Mörstedt. In das "Wir" bezieht er seine Nachbarn ein. Denn anders als der Name nahelege, sei das Ärztehaus längst kein Ärztehaus mehr. Nur noch ein Mediziner praktiziere dort, vor allem wohnen hier, aus Mörstedts Sicht, "fünf Familien. Insgesamt sind es 21 Personen, darunter viele Kinder". Er ist zwar der Meinung, dass Leichlingen keinen Vollsortimenter benötige. Aber falls doch einer kommen sollte, dann hoffentlich gegenüber. Denn: "Besser, eine Tankstelle fällt weg als ein Wohnhaus." Sein Wohnhaus. Eigentümer und Vermieter ist das Unternehmen "Kiefer & Zehner". Eine Anfrage unserer Redaktion wurde gestern nicht mehr beantwortet.

Die Stadtverwaltung macht Mörstedt weder Hoffnung, noch zerstreut sie seine Ängste. "In Sachen Innenstadt-Entwicklung denken wir in viele Richtungen, und das ist nur eine davon" , sagt Andrea Murauer zu einer Einbeziehung des Ärztehauses in die Überlegungen. Ohnehin sei es "viel zu früh, um in eine Kommunikation mit den Nachbarn zu treten. Denn wir fangen gerade erst an, uns mit den Planungen zu befassen", ergänzt die Leiterin des städtischen Fachbereichs Bauen und Wohnen.

Es sei aber nun einmal so, dass es zum jetzigen Zeitpunkt "keine Denkverbote" gebe - das gelte im übrigen auch für eine mögliche Unterbringung von Teilen des Rathauses im Bereich Sparkassen-Anbau/Polizeiwache. Noch sei auch nicht absehbar, wann die Planungen der Verwaltung Spruchreifes hervorbringen. Daran ändere auch die Ankündigung von Rewe nichts, Ende des Jahres die Stadt möglicherweise zu verlassen. Murauer: "Wir lassen uns nicht von äußeren Umständen hetzen."

Die Ungewissheit, wie es weitergeht, könnte für Mirko Mörstedt also noch etwas anhalten. Er hat schon Ausschau auf dem Wohnungsmarkt gehalten. Das Ergebnis sei niederschmetternd. "Es gibt zwar in Leichlingen noch Wohnungen. Aber um die zu bezahlen, müsste ich mein Auto verkaufen und doppelt arbeiten", berichtet er. Aber "auswandern" aus dem Stadtkern möchte er nicht. Nicht nach Solingen oder Leverkusen. Und auch nicht aufs Land. Dort sei es zwar halbwegs bezahlbar. "In die Botanik zu ziehen, das kann ich mir vielleicht später mal vorstellen. Aber derzeit, mit drei schulpflichtigen Kindern, nicht", sagt Mörstedt.

(RP)
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