Leichlingen Reul zu Flüchtlingen: "Fertig sind wir noch lange nicht"

Leichlingen · Der EU-Parlamentarier Herbert Reul (CDU) hatte zu gestern ins Bürgerhaus zur Infoveranstaltung eingeladen. Thema: Flüchtlingskrise.

 Erläuterte die Zusammenhänge und politische Zwänge in der aktuellen Flüchtlingsfrage: EU-Parlamentarier Herbert Reul.

Erläuterte die Zusammenhänge und politische Zwänge in der aktuellen Flüchtlingsfrage: EU-Parlamentarier Herbert Reul.

Foto: Endermann

Die Flüchtlingskrise ergreift auch den Europa-Parlamentarier Herbert Reul. Dabei ist es für den Leichlinger Politiker, der seit über zehn Jahren Bezirksvorsitzender der CDU Bergisches Land ist, schon mehr als das: "Der Begriff Völkerwanderung ist nicht falsch", betonte er jetzt. Reul sprach gestern Vormittag im Leichlinger Bürgerhaus Am Hammer bei einer Informationsveranstaltung.

Dabei verriet er als beratendes Mitglied im Präsidium der CDU Deutschland einiges aus dem "Nähkörbchen". Beispielsweise findet Herbert Reul den letzten Vorstoß von Bundesinnenminister Thomas de Maizière nicht gut: "Ich war immer ein Fan von ihm. Aber mit seiner Äußerung über die Bürgerkriegsflüchtlinge, denen nur noch befristet auf ein Jahr ein sogenannter subsidiärer Schutz gewährt werden solle, hat er mich geärgert."

Zum CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer machte der Leichlinger eine launige Anmerkung: "Wer auf den Baum klettert, muss auch wieder runterkommen." Manchmal sollte man mal eine Woche lang das Wasser halten können.

EU-Parlamentarier Reul war in seiner gut zweistündigen Darstellung bemüht, den Gästen viele Zusammenhänge und Zwänge darzustellen. Er sprach - ein Beispiel - von schwierigen Verhandlungen mit der Türkei, wo man "politische Preise" bezahlen müsse, damit zwei Millionen Flüchtlinge in der Türkei bleiben - "obwohl ich persönlich nach wie vor gegen einen Beitritt der Türkei in die EU bin".

Er betonte die Rolle der Frontex, die die Außengrenzen der Europäischen Union besser schützen solle. "Das geht aber nur, wenn wir sie mit mehr Personal ausstatten, was auch Geld kostet." Wer dabei vor allem die kriminellen Schlepperbanden bekämpfen will, die aus der Not ein sehr einträgliches Geschäft machen, der müsse auf die Arbeit von Geheimdiensten vertrauen. "Und was bei diesem Thema derzeit läuft, hat ja wohl jeder mitbekommen", fügte der Politiker an.

Die Behandlung der "Flüchtlingskrise" sei auch für seine Partei sehr wichtig: "Die Leute wollen, dass wir Lösungen finden." Das Problem werde die Politiker aber gleichwohl noch hinreichend beschäftigen, machte er die Hoffnung auf rasche Verbesserung der Situation zunichte: "Fertig sind wir noch lange nicht." Man könne nur Schritt für Schritt vorankommen. "Was wir allerdings im letzten halben Jahr bereits alles geschafft haben, hätte ich vorher nicht für möglich gehalten", betonte Herbert Reul mehrfach.

Jeder Bürger habe inzwischen eine eigene Meinung: "Die einen schimpfen wie die Rohrspatzen, die anderen machen sich Sorgen und haben große Ängste und verbinden das mit hohen Erwartungen an die Politiker." Große Sorgen macht sich auch Reul, wenn er an mögliche neue Krisenherde auf der Welt denkt: "Menschen aus Pakistan oder der Ukraine könnten sich auch ganz schnell auf den Weg machen." Daher sei die Bekämpfung der Fluchtursachen die zentrale Aufgabe: "Eine andere Lösung habe ich auch nicht", bekannte Reul.

(sg-)
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