Leichlingen Rheinische Hymne

Leichlingen · Konrad Beikircher gab bei seinem Auftritt in der Aula Am Hammer ein wenig Nachhilfe in deutscher Geschichte und plauderte munter über Gott und die Welt.

Beethoven ist der Größte – das behauptete schon Charlie Brown. Konrad Beikircher kann dem nur beistimmen, als Musiker einerseits und vor allem natürlich als bekennender Wahl-Bonner. Deswegen bot es sich schon wegen der Zahlensymbolik an, den neunten Teil seiner Rheinischen Trilogie dem berühmtesten Sohn der einstigen Bundeshauptstadt zu widmen. Dessen Neunte ist bekanntlich legendär. Dass diese mittlerweile als Europa-Stück fungiert, ist nach Beikirchers Einschätzung gar nicht so passend. In Wirklichkeit handele es sich um eine echte „rheinische Hymne“, was da am Ende mit Aufgebot von Chor, Solisten und großem Orchester überhöht wird.

Um „däm Schiller singe Ode“ ging es darum auch, als Beikircher seine „Rheinische Neunte“ in der vollen Aula Am Hammer präsentierte. Ein wenig Textanalyse kann ja nicht schaden, bevor man auf Ludwig van Beethoven zu sprechen kommt und vor allem auf die entscheidende Frage: „Hat der zehnjährige Ludwig Eier jekläut?“ Wer die Antwort wissen wollte, muste schon bis zur Zugabe ausharren. Die kam nach fast dreistündigem kurzweiligem Vortrag und war eher unspektakulär. Doch wer Beikirchcher kennt, der ahnt schon, dass er bei seiner musikwissenschaftlichen Randforschung unweigerlich auf viele interessante Erkenntnisse stieß. Nach dem Motto „wo sie grade sagen...“ plauderte er munter über Gott und die Welt. Er erklärte nebenbei das Phänomen des Reliquienkultes und zwar ganz praktisch. Er gab ein wenig Nachhilfe in deutscher Geschichte und streifte etwas ausführlicher eine rheinische Besonderheit: das Maggeln. Am Beispiel der Kaffeeversorgung über die belgische Grenze nach 45 machte er klar, dass diese Fähigkeit praktisch genetisch bedingt sei, denn: „Missständen abzuhelfen war immer ein großes Anliegen des Rheinländers.“

In Sachen „normaler Glaube“ ist der Wahl-Rheinländer mit der Konfession „rheinisch-katholisch“ auf jeden Fall Fachmann. Und wer seine köstlich erzählte Wallfahrt nacherleben durfte, der weiß, dass man ihm in Sachen Heilige nichts vormachen kann. Er weiß, welcher für welches Anliegen und welche Krankheit zuständig ist. Klar, dass man an dieser Stelle den Protestanten sein ehrliches Mitgefühl aussprechen muss, weil die nicht die Möglichkeit haben, sich durch das Anzünden von Kerzen aus dem Schlamassel zu ziehen.

Damit ist er zurück bei der Familie Beethoven in der Rheingasse, wo der Vater neben seiner Verpflichtung als Tenor einen schwungvollen Weinhandel en gros betrieb. Und dort hat Ludwig bei der Vermieterin tatsächlich Eier geklaut.

(RP)
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