Leichlingen S+S Armaturen: Strafanzeige gestellt

Leichlingen · Der vorläufige Insolvenzverwalter der Leichlinger Firma hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Ermittelt wird wegen möglicher Insolvenzstraftaten. S+S arbeitet wieder ohne Verluste, hat Aufträge und zwei Kaufinteressenten.

Für den oder die Besitzer der Leichlinger Firma S+S Armaturen, die Rechtsanwalt Carsten Koch derzeit als vorläufiger Insolvenzverwalter leitet, wird es jetzt eng. Denn Koch hat Strafanzeige nach § 283 ff Strafgesetzbuch erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittle nun wegen möglicher Insolvenzstraftaten. Der Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter hat aber Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Denn, wie die RP wiederholt berichtete, sind die Eigentums- und Verantwortlichkeitsverhältnisse bei S+S Armaturen vor allem, seitdem die Firma in die Krise geraten war, undurchsichtig geblieben.

Sollten sich die Vorwürfe erhärten, dass bei der Liquidation von S+S Armaturen beispielsweise Vermögenswerte oder/und Handelsbücher, Bilanzen beiseitegeschafft oder verheimlicht worden sind, dann können den Noch-Eigentümern Freiheitsstrafen zwischen zwei und fünf Jahren drohen. Rechtsanwalt Koch sagt vorsichtig: "Bei einer ordnungsgemäßen Liquidation wird ein Liquidator bestellt, um das Vermögen der Gesellschaft zu verwerten und alle, ausnahmslos alle Schulden zu bezahlen." Auf die Frage, ob er Zweifel an der ordnungsgemäßen Abwicklung des Liquidationsverfahrens bei S+S Armaturen habe, verweist der Rechtsanwalt auf seine Strafanzeige und bestätigt damit seinen Verdacht: "Ich bin mit der Staatsanwaltschaft in Kontakt", sagt er.

Dennoch sieht Koch für die Leichlinger Firma jetzt wieder gute Zukunftsperspektiven. Es gebe zwei ernsthafte Kaufinteressenten, und es werde wieder gearbeitet. Es gingen wieder Aufträge ein und ab dem nächsten Monat werde man voraussichtlich auch ohne Verluste produzieren können. Die derzeit 16 Mitarbeiter seien sehr motiviert, die Firma zu retten, lobt Koch. Natürlich könne er einem künftigen Käufer nicht vorweggreifen, er hoffe aber, dass diese Belegschaft auch erhalten bleiben könne. Dies sei umso anerkennenswerter, "da mit den Mitarbeitern alles andere als freundlich umgegangen worden ist", sagt Koch. Damit spielt er auf die über Monate ausgebliebenen Lohnzahlungen an, die mittlerweile fast alle Mitarbeiter vor dem Arbeitsgericht Leverkusen-Opladen haben einklagen müssen.

Der Rechtsanwalt bestätigt aber, dass die Löhne zurzeit durch ein Insolvenzgeld über eine Bank gesichert seien. Darüber hinaus habe S+S Armaturen am Markt wieder Chancen und damit auch die Aussicht, durch die Auftragslage aus eigener Kraft die Löhne für die Mitarbeiter wieder zu erwirtschaften. Das habe vor etwa vier Wochen noch ganz anders ausgesehen, als er die vorläufige Insolvenzverwaltung übernommen habe, erinnert Koch: "Der Betrieb war praktisch zum Erliegen gekommen, die Mitarbeiter hatten nicht mal mehr ein Telefon. Es gab keine Buchhaltung, keine Auftragsbücher, gar nichts", wundert sich der Insolvenzverwalter.

(RP)
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