Leverkusen Sockensitzung: Alkoholschmuggel in hoh­ler Melone

Leverkusen · Immer mehr Getränke finden an den Abenden ihren Weg illegal in die Halle. Das hat Folgen auch für den Karnevalsumzug.

Ist es sportlicher Ehrgeiz, Sparsamkeit oder einfach die Lust, anderen zu schaden? Die Zahl derer, die bei der Sockensitzung versuchen, Getränke mit in die Toscana-Festhalle zu schmuggeln, ist in den vergangenen Jahren zunehmend angestiegen - so sehr, dass es der 1. Kleinen Karnevalsgesellschaft (KG) Kirchstraße jetzt sogar einen Kommentar im Festheft wert war. "Dass vereinzelt in den zurückliegenden Jahren Getränke ,hineingeschmuggelt' wurden, war uns bekannt, wurde durch uns reklamiert, dann war es gut. Nun stellen wir einen Hang zum sportlichen Schmuggeln fest, und dies lässt uns sehr nachdenklich werden", schreibt die KG.

Eigene Speisen mitzubringen, ist bei der Sockensitzung erlaubt, Getränke verkaufen ausschließlich die Organisatoren. Aus gutem Grund: Schließlich finanziert sich die Veranstaltung über zwei Tage maßgeblich über den Eintrittskartenverkauf und den Getränkeabsatz. Auftrittskräfte, Hallenmiete, Erste-Hilfe- und Security-Mitarbeiter, Genehmigungen der Stadt: Alles kostet Geld. Doch mit den Preisen steigt offenbar auch die Dreistigkeit einiger Karnevalisten. "Die Getränke werden unter Torten und in den Hohlräumen von Würstchenplatten versteckt. Manche höhlen Melonen aus, um die Flaschen an der Kontrolle vorbeizubringen", erzählt KG-Präsident Norbert Knoll.

Bei der diesjährigen Sockensitzung hatte er ein Erlebnis der besonderen Art: Da hatten Besucher "besonders kreativ" Götterspeise mitgebracht. Das Besondere daran: Sie war mit Rum gemacht statt mit Wasser. So sparten sich die Jecken das Geld für den Alkohol und zeigten sich sogar noch begeistert ob dieses Einfalls.

"Unser grundsätzliches Sitzungskonzept steht damit auf dem Prüfstand und ist sehr gefährdet. Sie dürfen Ihr Essen, Ihre Knabbereien, Ihre Häppchen mitbringen. Für Getränke sorgt allen die 1. Kleine KG Kirchstraße. Hier beobachten wir eine Kreativität und Unverfrorenheit beim Einschmuggeln von Getränken, die uns maßgeblich auch zu dieser Preiserhöhung bewogen hat", nennen die Organisatoren im Festheft einen Grund, warum der Kartenpreis in diesem Jahr um 2,50 Euro gestiegen ist.

Das Geld fehle für die Sockensitzung, aber auch an anderer Stelle. "Der Überschuss, den wir mit der Veranstaltung erzielen, geht in das Leichlinger Brauchtum zurück. Wir unterstützen zum Beispiel den TSV Rhein-Wupper bei den Kostümen und Gruppen im Blütensamstagszug mit Wurfmaterial", berichtet Norbert Knoll. Bleibe der Gewinn aus, könne sich der Verein das demnächst nicht mehr leisten.

"An diesem Punkt werden wir künftig deutlich rigoroser durchgreifen, da sonst die Sockensitzung in ihrer jetzigen beliebten Form nicht beibehalten werden kann. Dies kann nicht in Ihrem Interesse sein. Unseres ist es jedenfalls nicht", kündigt die Karnevalsgesellschaft an. Es ist auch als ein dringender Appell zu mehr Fairness an die Gäste der Sockensitzung zu verstehen.

(inbo)
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