Leichlingen Täter-Karriere war abzusehen

Leichlingen · Die beiden Angeklagten im Prozess um eine Messerstecherei waren als Intensivtäter bekannt. Einer gehörte sogar zu den Intensivtätern, die die Beamten unter besonderer Beobachtung hatten. Als Intensivtäter gilt man, wenn man mindestens fünf Straftaten in einem Jahr begangen hat.

Dennoch kam es zu der schweren Messerstecherei am 7. Dezember vergangenen Jahres vor dem Leichlinger Restaurant "Panchos". Auf eine aggressive verbale Auseinandersetzung folgte eine Schlägerei, bei der ein 52-Jähriger lebensgefährlich verletzt wurde.

"Für mich kam dies nicht überraschend", schilderte der Kripo-Beamte gestern vor dem Kölner Landgericht, der einen der beiden Angeklagten als Intensivtäter betreut hatte. Dabei stand einer der beiden sogar noch unter Bewährung. Der Kripo-Mann berichtete von Hinweisen aus der Bevölkerung: "Viele Jugendliche hatten Angst, solange die beiden frei herumliefen. Es musste wohl erst soweit kommen."

Auslöser war eine Alltagssituation. Als das heute 20-jährige Opfer, Sohn des 52-Jährigen, mit seinem Auto an den beiden vorbeifuhr, warfen die beiden Beschuldigten etwas gegen das Fahrzeug. Die beiden behaupten: "Es wurde eine Zigarettenkippe gegen das Auto geschnipst." Der Autofahrer sagte vor Gericht: "Es wurde ein härterer Gegenstand gegen das Auto geworfen." Schnell hatte sich eine äußerst aggressive Situation mit wüsten Beschimpfungen entwickelt.

Die beiden verfolgten das Auto, das rasant Fahrt aufnahm. Kurz danach hielt der Fahrer indes an, er fand einen Parkplatz vor dem Restaurant. Da waren die zwei Verfolger schon ziemlich nah. Es kam zu der Schlägerei, mehrere Messerstiche führten zu schwersten Verletzungen.

Bei der Aufklärung konnte übrigens auch ein Polizist helfen, der ganz in der Nähe wohnt. Er hatte laute Schreie auf der Straße gehört, sah vom Fenster aus, wie das Fahrzeug sich in schnellem Tempo entfernte und zwei Männer hinterherliefen.

Zwar konnte sich der von Berufs wegen aufmerksame Mann darauf noch keinen Reim machen, notierte sich aber vorsichtshalber das Kfz-Kennzeichen. Als er später von der Messerstecherei las, teilte er den Kollegen seine Beobachtung mit - ein weiteres Puzzlesteinchen für die Aufklärung.

Mehr oder weniger hilfreich waren die Aussagen von Zeugen, die zum Freundes- oder Bekanntenkreis der Angeklagten gehörten. Die Angeklagten selbst hatten zuvor etwas zu ihren Lebensläufen erzählt, bei denen vieles ins Raster von schwerer Kindheit passt.

Frühe Scheidung der Eltern, Probleme in der Schule, keine verwertbaren Schulabschlüsse als Empfehlung für Ausbildungsplätze, keine sinnvollen Hobbys - alles passt ins schlichte Bild.

Dem forensischen Psychologen zufolge haben es die beiden offenbar auch nicht geschafft, ihre Aggressivität in positive Energie umzumünzen, etwa durch bestimmte Sportarten .

Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt.

(RP)
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