Leichlingen Tafel würde gerne mehr Rentnern helfen

Leichlingen · Großzügig spenden die Lebensmittelgeschäfte für die Tafel. Die Einrichtung würde aber gerne auch mehr bedürftige Senioren unterstützen, die sich aus Scham nicht zur Tafel trauen. Sie können jetzt auch einen Vertreter schicken.

 Reichlich frische Waren halten die Mitarbeiterinnen der Tafel für die Bedürftigen bereit. Tafel-Chefin Waltraud Simon (r.) wünscht sich mehr bedürftige Rentner, die sich helfen lassen.

Reichlich frische Waren halten die Mitarbeiterinnen der Tafel für die Bedürftigen bereit. Tafel-Chefin Waltraud Simon (r.) wünscht sich mehr bedürftige Rentner, die sich helfen lassen.

Foto: Uwe Miserius

Reichlich frische Waren gibt es auch zur Ferienzeit in der Tafel, der Lebensmittelausgabe für Bedürftige auf einem Gewerbegelände an der Hochstraße 33. Anders als bei Tafeln in Nachbarstädten können Initiatorin Waltraud Simon und ihre 40 Helferinnen in der Ausgabe keineswegs über Nachschubprobleme klagen: "Wir haben immer genug und manchmal sogar zu viel abzugeben", sagt Simon. Vor allem Brot werde in Hülle und Fülle gespendet: "Was wir an Brot nicht an die Bedürftigen weitergeben könne, das bekommt ein Bauer. Der verfüttert es an seine Tiere. In den Müll wird bei uns nichts geworfen", versichert die tafel-Chefin.

15 Fahrer holen die Lebensmittelspenden in Leichlingen und Reusrath regelmäßig ab. Nicht nur an Frischware gibt es keinen Mangel. Gespendet werden auch Kosmetika und immer wieder auch Blumensträuße: "Nach Muttertag ist bei uns alles voller Blumen", berichtet Simon. Aber auch an sonstigen Tagen gibt es mal, so wie gestern, rote Rosen oder Sonnenblumen mitzunehmen.

Im Jahr 2006 war Waltraud Simon unter den Tafel-Initiatoren der ersten Stunde. Nachdem sie Witwe geworden war, suchte sie nach einer Beschäftigung und fand eine Lebensaufgabe. Sie bedauert allerdings: "Als wir die Tafel gegründet haben, wollte ich der alten Oma, die nur eine kleine Rente hat, etwas gutes tun. Aber genau diese Klientel kommt nicht zu uns. Wir haben unter den durchschnittlich 100 Kunden pro Ausgabetag nur sieben Leichlinger Rentner." Sie stelle immer wieder fest, dass sich die Senioren trotz der bekannten Altersarmut in Deutschland schämten, die Tafel in Anspruch zu nehmen: "Die älteren Leute sagen, sie hätten den Krieg überstanden und nicht betteln müssen und wollten das heute auch nicht."

Simon bietet deshalb an: "Wenn man sich nicht selbst zu uns traut, kann man auch jemanden schicken." Der müsse dann nur, wie jeder andere auch, den Bedürftigkeitsnachweis mitbringen: einen SGB-II-Bescheid oder den Rentenbescheid mit Angabe der Grundsicherung und zum Wohngeld. Unter den Kunden der Tafel sind etliche Flüchtlinge, die Leichlingen aufgenommen hat. "Wir haben jetzt auch den ersten Kunden aus Syrien", berichtet Simon. Und sie freut sich besonders über zwei neue Kunden aus Schwarzafrika: "Man merkt ihnen an, dass sie sich richtig bemühen, Deutsch zu lernen", lobt Simon und freut sich über deren Dankbarkeit.

Und sie hat noch einen Wunsch: Kleiderspenden sollten vorher bitte telefonisch auf den Bedarf hin abgefragt und persönlich abgegeben werden. Denn die Tafel habe zunehmend Probleme mit Kleidersäcken voller ungewaschener, unbrauchbarer Wäsche, die einfach vor der Türe gestellt werden.

(RP)
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