Leichlingen Therapeutin mit Schnauze und Herz

Leichlingen · Bei der Leichlinger Demenz-Woche gab es im Pilgerheim Weltersbach Einblicke in die Begegnungen zwischen Patienten und Hunden.

 Vier-Pfoten-Therapeutin Jonah nahm jetzt mit Bewohnern des Hauses Weltersbach vorsichtig über eine Spielzeug Kontakt auf.

Vier-Pfoten-Therapeutin Jonah nahm jetzt mit Bewohnern des Hauses Weltersbach vorsichtig über eine Spielzeug Kontakt auf.

Foto: ralph Matzerath

Jonah ist sieben Jahre alt und bereits erfahrene Therapeutin. Einfühlsam stellt sich der Labrador-Retriever auf jeden neuen Gesprächs- und Spielpartner ein. "Wenn ein Demenzkranker mit ihr ausgelassen herumtollen will, hat sie daran natürlich eine Menge Spaß. Hat aber jemand Angst oder zieht sich vor dem Hund zurück, drängt sie sich nicht auf und lässt den Menschen Zeit", erzählt Änne Türke. Sie ist Projektleiterin des Kölner Hunde-Besuchsdienstes "4 Pfoten für Sie" für Menschen mit Demenz und hat im Rahmen der Leichlinger Demenz-Woche im Pilgerheim Weltersbach Einblicke in die Begegnungen zwischen Patienten und Hunden gegeben.

Grundlage für den Einsatz von Hunden im Umgang mit den Erkrankten ist die Erkenntnis, dass die zwischenmenschliche Kommunikation im Verlauf der Krankheit oft an ihre Grenzen stößt. "Die bloße Anwesenheit des Hundes aber reicht mitunter aus, um Menschen mit Demenz wieder besser mit ihrer Umwelt in Kontakt treten zu lassen", sagt Änne Türke. Während die Menschen vor allem über die Sprache und über die Kognition miteinander umgingen, die aber bei Dementen immer mehr nachlasse, sei mit Hunden auch die Kommunikation ohne Worte möglich. "Worte verlieren für die Patienten allmählich an Bedeutung, aber das Herz bleibt am gleichen Fleck. Die Hunde berühren sie einfach auf der Gefühlsebene", erzählt die Projektleiterin.

Sprache ist dabei nicht nötig, der Hund kommt freundlich zugewandt auf die Menschen zu. Diese Erfahrung hat auch die Leichlingerin Ina Siegers-Schmitt gemacht. Mit ihrem Hund Unkas hat sie oft ihre demenzkranke Mutter besucht. "Sie war dann immer einfach glücklich", erinnert sie sich. "Der Hund fordert nichts, er ist einfach da."

Grundsätzlich sind fast alle Tiere für den Umgang mit Dementen geeignet, Hunde aber sind nach Auskunft Änne Türkes den Menschen am nächsten. Sie wärmen und trösten, beruhigen und regen zum eigenen Handeln an. Dass Tiere Brücken zu demenzkranken Menschen schaffen, belegt auch eine Studie der Technischen Universität Dresden aus dem Jahr 2012.

Gerade bei Patienten, die eher isoliert und zurückgezogen lebten, waren die positiven Effekte der regelmäßigen Kontakte mit den Tieren auf Wohlbefinden, Lebensqualität und Gesundheit besonders deutlich zu beobachten. Sie haben den Hund gestreichelt, gebürstet oder sind mit ihm spazieren gegangen. "Hunde haben alle Zeit der Welt, für sie kommt es nur auf den Moment an", sagt Änne Türke. Sie sind vorurteilsfrei, bewerten nicht und machen die Menschen dadurch glücklich.

(inbo)
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