Leichlingen Traditionslokal "Zur Ratsstube" schließt

Leichlingen · Nach 24 Jahren gibt Sonja Stuffmann ihre Gaststätte im denkmalgeschützten Gebäude zum Ende des Monats auf.

 1992 übernahm Sonja Stuffmann die "Ratsstube" am Friedrich-Überweg-Platz: 24 Jahre stand sie dort hinterm Tresen: Am Samstag, 30. Januar, öffnet sie ihr Traditionslokal zum letzten Mal.

1992 übernahm Sonja Stuffmann die "Ratsstube" am Friedrich-Überweg-Platz: 24 Jahre stand sie dort hinterm Tresen: Am Samstag, 30. Januar, öffnet sie ihr Traditionslokal zum letzten Mal.

Foto: uwe miserius

Fast ein Vierteljahrhundert hat Sonja Stuffmann in "ihrer" Gaststätte hinter dem Tresen gestanden. Doch das Silberjubiläum will die 64-Jährige nicht mehr abwarten. Am Samstag, 30. Januar, öffnet sie ihr Traditionslokal "Zur Ratsstube" zum letzten Mal. Gäste, die zum Abschied kommen, können Bier und "Kurze" für jeweils einen Euro bekommen. "Danach ist Schluss", sagt die erfahrene Gastronomin - es klingt zwar etwas wehmütig, aber nicht traurig.

Vier Jahre lang hatte Sonja Stuffmann das Handwerk bereits in der Gaststätte "Zur Kutsche" in Balken gelernt, als sie 1992 die Ratsstube am Friedrich-Überweg-Platz übernahm: "Das waren allerdings noch ganz andere Zeiten", erinnert sie sich. Damals habe es noch eine richtige Kneipenkultur gegeben. Die Dorfgasthöfe waren Treffpunkt für viele Einheimische und Auswärtige, die bei ihren Besuchen ein gepflegtes Bier trinken wollten oder eine Kleinigkeit essen.

"Heute", sagt Sonja Stuffmann, "haben die jungen Leute doch ganz andere Interessen. Die treffen sich nicht im Dorfgasthof, sondern fahren am Wochenende nach Köln oder in andere Großstädte, um dort Party zu machen."

Traditionslokale wie ihres könnten nur mit treuen Stammgästen überleben: "Wir hatten montags die Kartenspieler, donnerstags kamen die Knobel-Freunde", erinnert sich die Wirtin. Sie und viele weitere Stammgäste hätten dazu beigetragen, dass das Lokal so lange erhalten geblieben sei.

Die Speisekarte war klein, aber sehr beliebt: selbst gemachte Gulaschsuppe, hausgemachter Kartoffelsalat, dazu Frikadellen, Schnitzel et cetera, und das alles zu zivilen Preisen - so hat Sonja Stuffmann den Betrieb im denkmalgeschützten Gebäude aufrechterhalten.

Seit einigen Wochen schon hat sie Teile des Mobiliars bei einem Internet-Auktionshaus angeboten, anderes wiederum hat sie verschenkt: "Im Laufe der Jahre hat sich ja so vieles angesammelt", erzählt die 64-Jährige. Alles, was ihr gefiel, landete über die Jahre hinweg nach und nach im Veranstaltungssaal im ersten Stock. Jetzt muss sie sehen, dass sie alles schnell wieder los wird, denn: Einen Nachfolger für die Ratsstube scheint es bisher noch nicht zu geben.

"Ich weiß, dass der Vermieter ursprünglich gesagt hat, er wolle das Haus verkaufen, wenn ich das Lokal einmal nicht mehr betreibe", sagt Sonja Stuffmann. Doch einen Käufer zu finden, sei mit Denkmalschutz im Nacken nicht so einfach.

Jetzt suche der Hausbesitzer offenbar nach einem neuen Betreiber für die Gaststätte. Doch auch das brauche Zeit. Wird Sonja Stuffmann einem potenziellen Nachfolger vielleicht noch beratend zur Seite stehen, ihm ein paar wichtige Tipps geben? Die Antwort kommt spontan: "Das wäre nicht gut. Gäste kann man nicht übernehmen, Gäste finden einen irgendwann." Sie selbst wird ab 1. Februar Kneipen ebenfalls nur noch als Gast betreten.

(RP)
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