Wanderparkplatz in Leichlingen Vorwürfe gegen Polizei nach angeblichem Messerangriff

Vier Jugendliche behaupten, ein Mann habe sie auf einem Leichlinger Wanderparkplatz bedroht und später verfolgt. Nun erheben sie schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Die Behörde habe einen Notruf nicht ernst genommen.

 Auf dieser Landstraße spielte sich die Verfolgungsjagd ab. Rechts: die Einfahrt zum Wanderparkplatz, vor der der Leverkusener versuchte, die Leichlinger Jugendlichen zu rammen.

Auf dieser Landstraße spielte sich die Verfolgungsjagd ab. Rechts: die Einfahrt zum Wanderparkplatz, vor der der Leverkusener versuchte, die Leichlinger Jugendlichen zu rammen.

Foto: Ralph Matzerath

Die Bilder, wie der Mann mit dem Messer auf sie zuläuft, bekommt Lisa Weber (Name von der Redaktion geändert) so schnell nicht mehr aus dem Kopf: "Ich habe noch nie so hasserfüllte Augen gesehen", erinnert sich die 17-jährige Leichlingerin und fügt hinzu: "Ich hatte richtig Angst."

Nicht nur sie: Ihre Zwillingsschwester sowie ein weiterer Freund und eine Freundin wurden nach eigenen Angaben am Sonntagabend auf dem Wander-Parkplatz an der Bergischen Landstraße kurz vor der Autobahnauffahrt von einem Leverkusener mit dem Messer bedroht. Anschließend versuchte der Mann, die Jugendlichen mit seinem Mercedes zu rammen und verfolgte sie bis in die Leichlinger Innenstadt, wo er sie von der Fahrbahn drängen wollte.

Vorwürfe gegen die Polizei

Wirklich aufgebracht ist die Familie der beiden Schwestern aber vor allem vom Verlauf eines Gesprächs mit der Polizei. Lisa zufolge riefen die Jugendlichen in ihrer Not die 110 an und schilderten ihre Lage: "Doch der Polizist hat nur gesagt, man könne jetzt keinen Streifenwagen losschicken. Wir sollten stattdessen nach Burscheid fahren und dort auf der Wache eine Anzeige erstatten." Die Leichlingerin fühlt sich allein gelassen. Ihr Vater wandte sich am Dienstag an die Öffentlichkeit: "Die Kinder waren wirklich in Not - da kann man doch nicht so reagieren."

Die Polizei wies die Vorwürfe zurück: Man habe sofort parallel zum Telefonat einen Einsatz eingeleitet, berichtete ein Sprecher auf Anfrage. Doch wenig später habe die Anruferin gesagt, jetzt sei der Verfolger weg: "Damit war auch die aktuelle Bedrohungs-Situation für uns nicht mehr gegeben. Die Fahrzeuge, die wir sonst umdirigiert hätten, wurden nun anderweitig dringender benötigt."

Eine Haltung, die Familie Weber nicht nachvollziehen kann, denn es habe sich mitnichten um eine normale Bedrohungs-Situation gehandelt. Lisa schildert noch einmal das Geschehen aus ihrer Sicht: "Wir hatten Burger gekauft, die wir auf dem Parkplatz essen wollten. Anschließend sind wir zwei langsame Runden übers Gelände gefahren." Aus jugendlicher Neugier, denn der Parkplatz ist als Schwulentreff bekannt. Diese "Beobachtungstour" brachte den Mercedes-Fahrer offenbar mächtig in Rage.

Mann soll versucht haben, Jugendliche abzudrängen

Die 17-Jährige erzählt: "Er ist mit seinem Auto frontal auf uns zu, um uns daran zu hindern, den Parkplatz zu verlassen. Hätte unsere Freundin, die gerade seit vier Monaten den Führerschein besitzt, nicht so toll reagiert, wäre wohl wer weiß was passiert."

Damit war es noch nicht vorbei: Auf der Landstraße versuchte der Mittfünfziger laut Schilderung der Jugendlichen, ihr Fahrzeug abzudrängen. An einer roten Ampel ging er erneut mit dem Messer auf das Auto los. "Wir hatten echt Panik."

Auf der Wache in Burscheid dokumentierte die Polizistin, die den Fall aufnahm, später denn auch, die vier jungen Leute seien noch sichtlich betroffen gewesen. "Die war nett", sagt Lisa. Da die Jugendlichen sich das Kennzeichen - eine Leverkusener Nummer - aufgeschrieben hatten, könnte es nun empfindliche Konsequenzen für den Angreifer geben. Der Polizeisprecher bestätigte, die Fakten würden an die Staatsanwaltschaft geleitet. Von Bußgeld über Führerschein-Entzug bis hin zum Strafprozess sei alles möglich.

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