Leichlingen Wenn Jugendliche den Landtag wählen dürften

Leichlingen · Eine Initiative des Landesjugendringes NRW hat unter 18-Jährige an die Urne gebeten. Extreme Parteien hätten bei ihnen keine Chance.

 In solch eine Box warfen unter 18-jährige Jugendliche in ganz NRW vergangene Woche ihren Stimmzettel ein.

In solch eine Box warfen unter 18-jährige Jugendliche in ganz NRW vergangene Woche ihren Stimmzettel ein.

Foto: Matthias Kneppeck/Fotoagentur FOX

Vergangene Woche gaben 35.000 Kinder und Jugendliche in ganz NRW ihre Stimme in einer simulierten Landtagswahl ab. Und auch Leichlingens Nachwuchs beteiligte sich mit über 800 Schülern zwischen sieben und 17 Jahren an der Abstimmung. Mit einem klaren Votum, sagt Gudrun Bormacher: "Wenn es nach unseren Jugendlichen ginge, hätten als extrem genannte Parteien wie die AfD keine Chance, in den Landtag zu kommen."

Die Beauftragte des Leichlinger Jugendparlaments hatte in Kooperation mit den weiterführenden Schulen der Stadt vergangene Woche vier Wahllokale aufstellen lassen, in denen alle interessierten Kinder und Jugendliche ihre Stimme zur Landtagswahl abgeben konnten. "Für uns war es die dritte Wahlsimulation, die wir durchgeführt haben. Anhand der Beteiligung zeigt sich, dass die Kinder in unserer Stadt durchaus ein Interesse daran haben, auch politisch ihre Meinung zu äußern." Häufiger habe sie gehört, wie sich die Jugendlichen freuten: "Endlich will jemand wissen, was wir denken."

Und wie sich anhand der Ergebnisse zeigt, sind die Kinder und Jugendlichen durchaus in der Lage politische Entscheidungen zu tragen: In der Blütenstadt wählten von den 837 Wahlbeteiligten mit über 50 Prozent SPD (31) und CDU (27). Die Grünen erhielten 12,4 Prozent, und die FDP würde mit knapp sieben Prozent in ein von Leichlingens Jugend gewähltes Parlament einziehen. Ginge es allein nach den Minderjährigen, hätten Parteien wie AfD und Linke überhaupt keine Chance. "Ich finde, dass Jugendliche zwischen den Parteien unterscheiden und eine bedachte Wahl treffen können", sagt Bormacher. "Wir werden ja sehen, wie sich am Sonntag die Erwachsenen entscheiden."

Die U18-Wahl, die vor fünf Jahren erstmals vom Landesjugendring (LJR) NRW ins Leben gerufen wurde, habe in den vergangenen Jahren eine deutliche Steigerung erlebt, berichtet Christian Brüninghoff, Referent für Jugendpolitik im LJR. "Wir waren selbst ganz überrascht von der hohen Resonanz dieser Wahl." Im Jahr 2012 waren es noch 30 Wahllokale, die Jugendeinrichtungen, Schulen und Vereine NRW-weit aufstellten. Vergangene Woche waren es 400. "Wir hatten zwar gehofft, diesmal die 100 zu knacken, erwartet hätten wir das aber nicht."

Grund für die starke Resonanz sieht Brüninghoff am Engagement vieler einzelner Initiativen, aber auch vieler Landtagsabgeordneter, die sich mit ihren Parteien für eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre einsetzen. Das ist übrigens auch das Ziel der LJR: "Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche als vollwertige Bürger anerkannt werden und ein Wahlrecht erhalten."

Hätten die unter 18-Jährigen ein politisches Mitspracherecht, glaubt Brüninghoff, "dann würden vor großen Wahlen keine Rentenreformen angeschoben werden, sondern auch jugendpolitische Themen umgesetzt." Im Gegensatz zu den Erwachsenen "bringen sie eine gesunde Skepsis mit und sind umgekehrt nicht so frustriert wie viele Erwachsene, die dadurch extremer wählen. Ich würde mich also freuen, wenn sich nach der Wahl am Sonntag herausstellen würde, dass Jugendlichen intelligenter gewählt hätten."

(RP)
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