Plage in Leichlingen Die Invasion der Wildschweine

Leichlingen · Die Schwarzwildplage macht auch vor Leichlingen nicht halt. Die Tiere durchwühlen Wiesen und Äcker. Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest könnte nun den Bestand mindern.

 Ein Wildschwein steht im Wald (Archivbild).

Ein Wildschwein steht im Wald (Archivbild).

Foto: Gregor Fischer/dpa

Die Wildschweine sind auf dem Vormarsch. Kürzlich wurde eine Rotte - so nennen Jäger eine größere Gruppe von Wildschweinen - im Haus-Vorster-Wald in der Nähe einer Wohnsiedlung gesichtet. Erinnerungen an 2016 werden wach, als sich bei einer Treibjagd ein Tier angeschickt hatte, durch die elektrische Tür ins Rathaus zu gelangen. Doch nicht die städtischen Verwaltungsmitarbeiter sind es, denen in erster Linie Gefahr droht durch die aktuelle Wildschweinplage. Vielmehr werden immer öfter Landwirte zu Opfern, allerdings vor allem in finanzieller Hinsicht.

Leichlingens Hegeringsleiter Ralf Peter Müller erklärt das Vorgehen der Tiere: "Auf der Suche nach Eiweißquellen wie Engerlingen, also Käferlarven, Würmern und Kleintieren durchwühlen sie den Boden und richten dabei große Schäden auf Wiesen und Kulturflächen für Feldfrüchte an", sagt der 60-Jährige, der auf eine mehr als 25-jährige Erfahrung als Jäger zurückblicken kann. Ernteausfälle sind die Folge. "Die Landwirte gehen auf die Barrikaden", so Müller. Dem kann auch der Leichlinger Bezirksförster Karl Zimmermann nur beipflichten: "Alle Bauern der Umgebung beklagen sich", sagt er, denn gegen Wildschäden gibt es für die Besitzer keine Versicherung. Den Schaden tragen die Pächter oder die Eigentümer. In Leichlingen gibt es elf Jagdbezirke mit durchschnittlich je zwei Pächtern.

Für die starke Vermehrung der Wildschweine hat Förster Zimmermann eine einfache Erklärung: "Der Winter vor einem Jahr war sehr mild, es war nie richtig kalt." Bei strengem Frost aber gingen so manche Jungtiere ein, der Bestand dezimiere sich auf natürliche Weise. "Zudem gab es viele Bucheckern und Eicheln, die von den Bäumen nur alle paar Jahre in solchen Mengen produziert werden", erklärt er weiter und spricht von geradezu "paradiesischen Verhältnissen" für Wildschweine. Und besonders in Maisfeldern können sie sich wunderbar einnisten, "da fühlt sich so ein Schweintier sauwohl", sagt Zimmermann. Als Förster aber ist er gar nicht so unglücklich über Wildschweine. Umgewühlter, lockerer Waldboden begünstigt das Keimen von Bucheckern und Eicheln und das Wachsen der Sprösslinge. Der Ertrag neuer Bäume ist daher größer.

Allerdings sind die Tiere sehr mobil. Wird eine frisch durchwühlte Wiese oder ein Acker entdeckt, kann die Rotte, die das angestellt hat, bereits in der darauffolgenden Nacht ganz woanders sein. "Wildschweine können in einer Nacht 30 Kilometer zurücklegen", weiß Müller. Die Bejagung gestaltet sich auch deshalb schwierig. Die Tiere sind fast ausschließlich nachts unterwegs "Das geht also nur während der Vollmond-Zeit etwa vier Tage vorher und vier Tage nachher. Und das Licht muss stimmen", erklärt Müller und fügt hinzu: "Manchmal braucht man 20 bis 30 Ansitze, bis man ein Schwein erwischt, das macht dann auch keinen Spaß mehr."

Ein Virus könnte nun den Jägern die Arbeit abnehmen, bedroht aber zugleich auch die Hausschwein-Bestände: Die Afrikanische Schweinepest breitet sich zurzeit durch umherziehende Wildschweine in Osteuropa aus und könnte über Polen bald auch nach Deutschland kommen. Dieser besonders aggressive Virenstamm, für den es bislang keine Impfung gibt, verursacht Sterberaten von bis zu 100 Prozent. Auch wenn sich Menschen weder durch lebende Tiere noch durch den Verzehr infizierten Fleisches anstecken können, gilt es, eine Ausbreitung zu verhindern. Daher wurde unlängst die Schonfrist für die Bejagung von Wildschweinen ausgesetzt, die eigentlich Ende Januar beginnt.

Der einzige andere natürliche Feind des Wildschweins ist der Wolf. "Aber den will in unseren Wäldern ja auch niemand, weil sich dann viele nicht mehr dort hinein trauen würden", ist Jäger Müller überzeugt.

(RP)
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