Leichlingen Willi Kallert hinterlässt ein bestelltes Feld

Leichlingen · Vor gut 30 Jahren verließ der katholische Pfarrer noch den Saal, wenn Willi Kallert hereinkam. In der Zwischenzeit hat sich der 77-Jährige große Verdienste um den Leichlinger Karneval erworben. Im Sommer macht der VLK-Chef Schluss.

Für Willi Kallert läuft die Sache fast wie bei einer Hochzeit: "Wer etwas dagegen vorzubringen hat, möge jetzt sprechen oder für immer schweigen". Im Sommer werden der Vorsitzende und sein gesamter Vorstand nicht mehr für ihre Ämter in der Vereinigung Leichlinger Karneval (VLK) kandidieren. Der Jecken-Chef hat sich deshalb schon um Nachfolger bemüht, hat einige aussichtsreiche Anwärter in petto. "Das soll aber nicht heißen, dass damit alles entschieden ist", betont Kallert. Die Leichlinger Karnevalsvereine, die dem VLK angeschlossen sind, ruft er deshalb zum Ende seiner Amtszeit auf, eigene Kandidaten für die Wahl ins Rennen zu schicken. "Nicht nur meckern, mitmachen" heißt seine Devise, unter der er selbst vor sechs Jahren das Amt übernahm und mit dem er seit 34 Jahren im Leichlinger Karneval aktiv ist. Als VLK-Vorsitzender musste er vor allem die Finanzen der notorisch unterfinanzierten Dachgesellschaft der örtlichen Karnevalsvereine in Ordnung bringen. "Die VLK war einfach nicht für ihre Aufgaben ausgestattet", erinnert er sich. Schließlich finanziert sie für die Bevölkerung unter anderem den Blütensamstagszug, den Prinz und die Veranstaltungen an Weiberfastnacht. Gerade im Amt, hat er sich allerdings mit einigen Änderungen erst einmal keine Freunde gemacht. "Ich habe mit der Kreissparkasse Köln einen Sponsoringvertrag geschlossen, dass die Gelder, die sonst an die Vereine einzeln verteilt wurden, alle an die VLK gingen", erinnert er sich. Das habe einen riesigen Aufruhr gegeben und konnte nur in vielen Gesprächen geklärt werden. Mittlerweile steht die Vereinigung auf einer soliden finanziellen Basis und kann eine Session langfristig im Voraus planen. Auch die Schulden, die die VLK viele Jahre bei der Gema angehäuft hatte, sind mittlerweile beglichen. Jetzt, da alles läuft, will er sich zurückziehen. "Ich hatte nie vor, das ewig zu machen. Schließlich werde ich in drei Jahren 80. Jetzt möchte ich auch einfach mal mit den Händen in der Tasche nur feiern, ohne überall organisieren zu müssen", sagt Willi Kallert.

Seit 1983 ist er Ehrensenator im Festkomitee Leichlinger Karneval (FLK), direkt ein Jahr später übernahm er mit Gattin Renate das Zepter als Prinzenpaar. Aus der Zeit hat er erstaunliche Geschichten im Gepäck: Da die beiden nicht verheiratet waren, verließ der damalige katholische Pfarrer bei einem ihrer Auftritte sogar den Saal. Vielleicht ein wenig voreilig, denn am Aschermittwoch desselben Jahres haben die beiden geheiratet. Später wurde Willi Kallert Sitzungspräsident, Geschäftsführer und Präsident des FLK, hob die Rittergilde mit aus der Taufe. Nun ruft er zum Generationswechsel auf, wohl wissend, dass das Feld recht gut bestellt ist.

Alles sei ihm aber auch als VLK-Präsident nicht gelungen, gibt er schließlich unumwunden zu: Er hätte gerne alle Leichlinger Karnevalsvereine im VLK vereint. "Vielleicht gab es da aus den Anfängen noch persönliche Ressentiments. Dann wäre unter neuer Führung nun ein neuer Anlauf möglich", hofft Willi Kallert.

(inbo)
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