Leichlingen/Monheim Wirbel um Monheimer "Steuerspar"-Anzeigen

Leichlingen/Monheim · Vorhang auf für die nächste Folge der ewigen Doku-Soap "Reiche Städte, arme Städte". In den Hauptrollen diesmal Monheim und Leichlingen. Und gerade in der Blütenstadt wurde gestern einiger Ärger ausgelöst.

 Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann. Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes. Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann. Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes.

Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann. Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes. Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann. Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes.

Foto: UM (Archiv)

Grund dafür: die bundesweite Kleinanzeigenkampagne einer "Bürogemeinschaft". Darin wird die Stadt Monheim als Steueroase gepriesen, in der es sich mit seiner Firma gut leben lässt.

"Gewerbesteuer sparen" verspricht die Überschrift, der Anzeigentext selbst macht die Aussicht auf schlanke Abgaben mit dem Versprechen von bis zu 45 Prozent Ersparnis "durch Sitzverlegung in unseren Büroservice nach Monheim" dann konkret. Es folgt eine Internetadresse für Interessenten.

"Das ist doch wirklich nicht mehr schön", meldete sich Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes gestern zu Wort: Steueroasen in Deutschland würden jetzt allem Anschein nach ganz offensiv beworben. "Wir haben gerade erst wieder ein Unternehmen verloren, das mit seinen Büros nach Monheim umgezogen ist", berichtete der Leichlinger Stadtchef, der von einem Gewerbesteuersatz, wie ihn Monheim zurzeit bietet (265 Punkte) nur träumen kann.

Was jetzt passiere, gehe aber über Werbung hinaus - und bewege sich hart an der Grenze des Verbotenen, sagt Steffes, denn: "Nach meinem Dafürhalten werden hier auch ganz konkret Briefkasten- und Scheinfirmen angesprochen."

Steffes' Vermutung wird von einem Düsseldorfer Immobilienprofi, der namentlich nicht genannt werden will, gestützt: "Immobilienfirmen wie diese werben damit, ihren Kunden ein ,virtuelles Büro' zu erstellen - mit schönem Firmenschild und Post-Nachsendeservice", berichtet er: Der Kunde habe nicht einen einzigen Mitarbeiter vor Ort, greife aber die volle Monheimer Steuer-Ersparnis ab.

Rechenbeispiel: Eine Kapitalgesellschaft zahlt in Düsseldorf (440 Prozentpunkte Gewerbesteuerhebesatz) bei 120.000 Euro Gewinn rund 18.500 Euro Gewerbesteuer - wer sich jedoch der Bürogemeinschaft Monheim anschließe, spare selbst bei Einbeziehung der Kosten für deren Service noch 3.260 Euro Gewerbesteuer gegenüber Düsseldorf ein.

In einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, bietet die Monheimer Bürogemeinschaft unter anderem folgende "Leistungen" an:

- Firmenlogo am Eingangsschild.

- Einen großen Konferenzraum oder ein Büro auf Zeit für Besprechungen usw. ab 4Euro pro Stunde.

- Das Firmenlogo wird für die Zeit der Büronutzung angebracht.

- Einmal wöchentlich wird die eingehende Post zugestellt (an eine festgelegte Adresse).

Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann kündigte gestern an, gegen diese Firma, die er für "hochgradig unseriös" halte, vorzugehen. Er werde sie den Finanzbehörden melden.

(RP)
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