Leichlingen/Solingen Wupper-Vorfall erhitzt die Gemüter

Leichlingen/Solingen · Nach dem Großeinsatz von Rettungskräften beim Kanu-Schulausflug auf der Wupper gibt es gegensätzliche Vorwürfe.

 Schüler und Lehrer im Gespräch mit Einsatzkräften: Schnell stellte sich heraus, dass alle unverletzt sind.

Schüler und Lehrer im Gespräch mit Einsatzkräften: Schnell stellte sich heraus, dass alle unverletzt sind.

Foto: michael kiesewalter

"Wir werden das Geschehen in der Schule aufarbeiten", hatte Andreas Tempel unmittelbar nach dem Rettungseinsatz angekündigt. Was der Leiter der Solinger Alexander-Coppel-Gesamtschule darunter versteht, war gestern unter anderem auf der Internet-Homepage seiner Schule zu lesen.

Dort wurde der Kanu-Unfall auf der Wupper in Leichlingen, der am Vortag zu einem Großeinsatz von Rettungskräften geführt hatte, gestern wie folgt beschrieben: "Der Kanubetreiber und die Lehrkräfte haben sehr professionell agiert; Es gibt keinerlei Zweifel an der ordnungsgemäßen Wahrnehmung der Aufsichtspflicht. Dass Kanus schon mal kentern, ist das lapidare Statement des über den Großeinsatz überraschten Kanubetreibers. Zum Teil recht aufgeregte Pressedarstellungen bitten wir mit der notwendigen Gelassenheit zu betrachten."

Vier der 13- bis 14-jährigen Schüler, die bei dem Schulausflug auf der Wupper gekentert waren, hatten nach mehreren übereinstimmenden Aussagen mit Schwimmwesten im Wasser treibend laut um Hilfe gerufen. Eine Anwohnerin hatte daraufhin die Polizei alarmiert - Feuerwehren aus drei Städten plus Polizeihubschrauber setzten sich in Bewegung - bei ihrer Ankunft hatten die Mitarbeiter des Solinger Kanutourenbetreibers Thomas Becker die völlig durchnässten Jugendlichen aber schon am Ufer betreut, wo sie auf ein Fahrzeug warteten.

Becker selbst versicherte gestern, er habe sich nichts vorzuwerfen -weder den Ausflug trotz erhöhten Pegelstands von 1,20 Meter gestartet zu haben, noch die Situation selbst. "Wir haben top geschultes Personal auf unseren Touren - die Kinder waren nie wirklich in Gefahr", behauptete Becker im Gespräch mit unserer Zeitung.

Es gibt jedoch auch andere Auffassungen: So hieß es gestern von Seiten des Wupperverbands, bei einem Pegel wie dem Leichlinger von Dienstag gebe es bereits durchaus gefährliche Strömungen in der Wupper. "Deshalb haben wir auch genaue Anweisungen für Kanubetreiber gegeben", erklärte eine Sprecherin. Gewarnt wird unter anderem, unter bestimmten Bedingungen können in der Wupper "starke Strömungen und Sogtrichter entstehen, die Boote zum Kentern und selbst gute Schwimmer in Gefahr bringen". Kanutouren-Veranstalter Becker betonte gestern, er berechne dies alles im Vorfeld eines solchen Ausflugs und habe wegen des erhöhten Pegels bestimmte Abschnitte des Flusses auch gar nicht einbezogen. "Mit Erwachsenen fahren wir zwar bis zu 1,30 Meter Pegelstand - aber nicht mit Schülern."

Hinweise, warum er nicht im Bootsverband (mit durch Seile verbundenen Kanus) unterwegs gewesen sei, konterte er mit der Feststellung: "So etwas schlagen Leute vor, die keine Ahnung von Kanutouren haben."

(RP)
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