Leverkusen 1,1-Promillegrenze für Radler: ADFC lobt die Idee

Leverkusen · Bisher zog Trunkenheit am Fahrradlenker vergleichsweise milde Strafen nach sich. Da genehmigte man sich etwa das eine oder andere Bier mehr auf der Bierbörse in dem Glauben, dass die Bierseligkeit keine Folgen hat und Alkohol auf dem Zweirad nichts Verbotenes ist.

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Foto: ddp, ddp

Doch wer demnächst mit dem Fahrrad zum Bierfest an der Wupper radeln will und den Heimweg alkoholisiert auf dem Drahtesel antritt, den erwartet möglicherweise eine böse Überraschung. Denn der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger möchte Betrunkene am Fahrradlenker nicht länger akzeptieren und fordert vor dem Hintergrund von vielen teils tödlichen Unfällen mit Radfahrern in NRW eine deutliche Herabsetzung der Promillegrenze, nämlich von 1,6 auf 1,1.

Auf positive Resonanz stößt dieser Vorschlag beim Allgemeinen deutschen Fahrradclub (ADFC) Leverkusen. Der Vorsitzende des Ortsverbands, Heinz Boden, betont, es sei wichtig, diese Grenze einzuführen, um sich und andere Verkehrsteilnehmer vor schweren Unfällen zu schützen. "Die Herabsetzung würde dafür sorgen, dass die Gefährdung, die von betrunkenen Radfahrern ausgeht, verringert würde. Dies ist grundsätzlich ein guter Ansatz zur Sicherung des Verkehrs", sagt Boden.

Auch Jacqueline Grünewald vom ADAC Nordrhein hält die Forderung des Innenministers für richtig: "Schon wenige Promille können für deutliche Einschränkungen sorgen. Daher müssen Grenzen gesetzt werden." Allerdings sieht sie Probleme bei der Durchführung: "Die Kontrollen könnten sehr schwierig werden, bedenkt man, dass bei Autofahrern nur jede 600. Alkoholfahrt aufgedeckt wird." Deswegen appelliert die für Leverkusen zuständige ADAC-Vertreterin an die Vernunft der Leverkusener und ruft sie zur Besinnung auf.

Grünewald: "Die Bürger müssen sich selbst kontrollieren, ehrlich zu sich sein und das Fahrrad bei Fahruntüchtigkeit stehen lassen oder schieben. Wichtig ist zudem, dass man auch seine Freunde und Bekannten darauf hinweist, sollten sie das eine oder andere Bier zu viel getrunken haben, denn die Unfallstatistiken sprechen eine deutliche Sprache."

Spitzenwert 5,0 Promille

Zahlen des Innenministeriums des Landes zufolge waren im vergangenen Jahr 960 betrunkene Radfahrer an Unfällen mit Toten und Verletzten beteiligt. "840 dieser Radfahrer hatten mehr als 1,1 Promille im Blut. Der höchste Wert lag bei 5,0 Promille", sagt der Innenminister.

Nach Erfahrungen der Polizei wüsste der Großteil der Radler nicht, dass sie bereits eine Strafanzeige wegen Trunkenheit riskieren, wenn sie mit 0,3 Promille an einem Unfall beteiligt wären. "Das gilt auch bei Ausfallerscheinungen wie Sturz oder Fahren in Schlangenlinien", gibt Jäger zu bedenken.

(RP)
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